Steyrer Tagebuch Nummer 25, Februar 1985

Wehrgraben Aufgabe der Gerreinde wird es vordringlich werden, die Kanalisierung des Gebietes ohne großen Schaden zu lösen urd Rahrenbedingung für das Unfeld festzule– gen. Neben einer rusätzlicren Schaffung von Wd'mkapa– zität (damit ist vclll die Verl:auung des ~gelän– des gareint) sirrl ein Steg quer über die Steyr zun Schloßp3.rk urd Renovierurq:n der Gerreirdecbjekte (vor– rangig Josefslazarett und Wehrgrabengasse 47) als ziemlich gesichert anzuneJ-rren. Das heißt, große Verän– derungen, die eine adi:quate I..äsung einer Sunre von gestal teriscren Detailfragen erfordern wird Zu Befürchtungen gibt nach wie vor das nangelrrle ide– elle Engagemmt der Gerreirdecberen Anlaß; i.rgerrlwie fäl 1 t es ihnen roch sch,.,er, sich in die ihren aufge– drängte Aufgabe der Revitalisierung rei gleichz.eitiger Ensatbleerhaltung ein.zufügen. Nach wie vor scheint der wirkliche Wille zielstrebiger Arbeit für den Wehrgra– ben zu fehlen, wenn man die noch nicht in Angriff geocmrene wasserrechtliche Klärung der Kanalbaunaßnah– nen bedenkt cder nach e i.ran noch .imrer nicht vorharrle– nen Gesamtkonzept für infrastrukture lle Maßnamen fragt. Wahrscheinlich herrscht die Meinung vor, die Musterre– novierung zweier Häuser und die Unterstützung des Museums werden genug an außerordentlicher Leistung seitens der Gerreirrle darstellen. Das au.Bere Änderungsprogramn allein wird dem Wehrgra– ben nix bringen. Wenn die Gegem keine ideelle Aufwer– tung erfänrt, die auf gesamtgesellschaftlicher Ebene soziokulturelle Maßnahren erfordert, wird alles kge– strebte kein Keim des Neuen sein soroern bloß künstli– che Aufrechterhaltung i.iberkcmrener Deprivation (khz, der Säzz.er). Der Bürgenreister wird sich in der Geschichte nur dann einen Ehrenplatz am Stockerl verdieral, \ s.el' ln es ihn gelingt, die Agonie der Stadt, die kulturell in der Verhiroerung urd Bekänpfung subkulturel ler Strärungen wurzelt um finanziell durch die Arbeitsla;igkeit als Ausdru:;k fehlgeschlagener Wachstursideologien tiefe Sp.Jren in der Wirklichkeit der Stadt hinterläßt, zu überwinden. Die Jugerd zur Anpassung um zu bravem Sti.mnvolk zu erziehen, ist ganz einfach zu wenig. ~runs geht, ist die am praktischen Beispiel vorge– zeigte ürorientierung der Werte, um dazu bietet der Wehrgraben eine Oiance. Dadurch, daß sich im Wehrgraben zu der angestarnnten Bevölkerung wieder junge Menscren gesellt haben, die roch dazu in den Grurdl:ü:::hem als Eigrer Val Cbjekten aufscheinen, ist eine Werde vollzogen, die die Gerrein– de weiterführen ni.ißte. Das rreint keineswegs eine fi– nanzielle Forderung der jungen Hausbesitzer alleine, scrdern ein generelles öffnen der fehlgeschlagenen t:ec:hrdcratischen Betonierideologie gegenüber den Neu– orientierurx_:ien der l.eben.sfornen, die der äcologischen BeweguD:J entspringen. 23 Es sirrl dies im wesentlicren die Baubiologie, Alterna– tiveMrgi.e um Kulturp:>litik betrefferoe rotwerx:lige Ärderungen, die in das Bild van 'Neuen Wehrgraben" einfließen niißten, wenn wirklich jere beispielgeberrle Revitalisierung des Gebietes erfolgen soll, Val der manche zu sprechen niem3.ls al::gakanren sirrl, weil sie der einzige Y'eg ist. Geschieht diese Öffnung nicht, komnt es zu keiner Synthese der pragratischen Potenz der Gerreirrle mit der utq>iscren Potenz aus dem griin-alternativen Bereich, dann wird stets ein schaler Eeigeschnack al 1 die Ee– nühungen auch finanzieller Natur begleiten, 'v.1:!il ir– gerrlwas nicht so stinmt, daß es SI'IMMIG wäre. Der Wehrgraben birgt in sich eine integrative Karp:r nente. Den vielen Leuten, die das Museum besuchen werden, wird die Entfremfung durch die Entwicklung der Irdustrie bewußt werden, um aus dem Museun kcm:rend werden sie Fragen an die Zukunft haren. Im Wehrgraben kämten Beispiele in die Zukunft prcbiert werden, auf sozia lku1 tureller wie architelctarischer-baubiologi– scher Ebene. Das Szenario eines zukünftigen Wehrgrabens koonte sehr leben:lig sein, wenn es gelingt, die mit dem Museun verl:mden "Jahrhurdertcharx;en" zu ergreifen, von denen Uni v.Prof. Krq>f im Vortrag sprach. Neben Gerreinde um Museursverein gibt es sch:n jetzt andere rotwerx:lige Initiativen. Der Verein Wehrgraben wil 1 einen Lehrpfad anlegen, der die roch besteheroen Altbauten des Wehrgrabens urd damit die spezifische Situatial des Gerinnes präsentieren soll. Neben dem gerade im lhbau befirrllischen ehata.ligen Basiskultur– Eeisl wird auf der Gerüchtebörse ein Arbeitel'.beisl im Unfeld des Vereins Junges Steyr (im Cbjekt Wehrgraben– gasse 33/l'aubenkd::elhaus) geharrlel t (Härt! Härt!, der säzzerrle Eesizzer einer Haushälfte). Im Ledererhaus (Fabrikstraße 1) entsteht neben Wohnungen ein als Galerie benutzter VeranstaltungsraLll'I für ca. 60 bis 100 Leute. Es wird sich also eiru.ges tun im Wehrgraben der Zu– kunft, aen refürchteten Absterbeterrlenzen zu:n Trotz. Was roch rei weitem fehlt, um das niiBte umedinJt gesch?hen, sird Vereinigungen an der Basis, die gute Ideen in die p:>litische Wirklichkeit einbringen. Eine solche Neoorganisation der Basis wird sdx:>n deshalb rotwerx:lig se:i.n, \seil soost trotz der vielen Mittel aus dem Wehrgraben ein blutleeres, architektionisches– akademisch bekränztes Nilpferd für Tooristen werden wird, mit Pseoockultur um Scheinleben:ligkeit. Ein Adler und eine Taube flogen in inmer größere Hooen. Als die Taube unsicher rreinte: "Ich glati:le wir fliegen schon gefährlich hoch!", sprach der .Adler: ''Wanrerd du sdx:>n glaubst, denke ich imrer roch." Bruro Merol, 3.Februar 85

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