Steyrer Tagebuch Nummer 25, Februar 1985

22 Landesausstellung Die I..arrlesausstellunq soll vier Scrh,lerpJnkte haben: (1) Anharrl von I.eitexp:inaten soll die Entwicklung der Energieträger dargestellt werden. wasserra:i, Darrpfna– schine, Otter bzw. Verbrennungsrotor urrl elektrischer 8enerator. (2) Die im Verlauf der irrlustriellen Entwicklung ver– äroerten Unternehrensfomen van Kleingewerbe bis zu den Konz.ernbildungen mit nultinationaler Verflechtung sollen dargeste 11 t werden, sc,,.rie die sidl verärrlerrrlen Besitzverhältnisse bis hin zur Verstaatlidlung. (3) Der Irrlustrieanlage als baulich-ästretischer Kate– gorie urrl ihrer praktisch bec1irXJt.en Verärderung von Manufakturzeiten bis hin zu Großbetrieben soll Fech– nung getragen werden. (4) Th.lrdl rröglichst na~treue Nachbildung van 'Ar– beitsplätzen sollen die konkreten Arl:leitsbedingunJen der 'Arbeitswelt nachgestellt werden. Diesem ~ifisch arbeitsweltlichen Bereidl wird der au.Berretriebliche Lebenskontext zugeordnet, der direkt davon betroffen ist urrl mit der Arbeitswelt zusamren– hängt. . Die soziale Karp:Tiente der irrlustriellen Ent– wicklung, der 'Arbeitskallpf urrl seine p:>litischen Aus– wirkungen, die JX>litischen Bewegungen der Irrlustriear– beiterschaft urrl ihre ideologischen Ausprägungen, der Freizeitbereidl mit seinen ''Arbeiterbildungsvereinen" urrl den kulturellen Strän..Jrq:.n in der 'Arbeiterschaft, Lebensstandard, Preisentwicklung, W:>hnl..lI'lg5WeSel', Fami- lienstrukturen urrl Eheleben, dies alles sirrl Bereicre, die un~ die darzustel lernen Phärarene gereiht wer– den, sofern KrcpfjWiesinger ihr ehrgeiziges Konzept in vollem Unfan:J unterbringen kämen. Dabei ergibt sich gegenüber herkärrnlichen Museen der wesentliche UnterschiErl, daß nichts ~isch 'Artifi– zielles gezeigt wird, sondern eben der 'Arbeitsbereich urrl die Al 1 tagswelt des Irrlustrieproletariats von den Angängen bis zur Gegenwart. Das Musetll6kalz.ept schließt dazu die Mcglichkeiten der didaktischen (=lehrhaften) Vermittlung mit ein, rran . wird ne~ Wege zu gehen versuchen, die im 'Arbeiten mit Schulen, dem verstärkten Einsatz au:liov~ller Mittel urrl in der Erstellung von ''rruseurspädagogische Be– gleibraterial" (so Wiesinger) vorgezeichnet werden. ''Wir wollen ein dynami.sch:!s Museun urrl stellen uns vor, daß, wenn um 18 Uhr das Museum schließt, deshalb nicht gleich alles im und ums Muselllll ruhig werden soll." Diese Vorstellung bedarf ~iner EinbirrlurXJ des Musel.ll6 in die Ungebmg urrl ins EewuStsein der hierorts leben– den Bevölkerung. Der oben zitierte Ausspruch läßt jedenfalls aufrrerken urrl sollte einschlägig Interes– sierte zur Kontaktaufname mit dem Musel.ll6verein - schon jetzt - ermmtern. Gleichzeitig mit der I..arrlesausstellung wird ein welt– weites Synposium für Irrlustriearchäologie stattfimen, urrl einen Reigen eröffnen, der ständige wissenschaft– liche Begleitung zun Alltagsbetrieb des zukünftigen Musel.ll6 werden soll. Alles in allem eine gute Sache also. Hinter dem ganzen steht der Gewerkschaft:srurrl urrl die Intention nantiafter Vertreter der österreichischen Sozialdarokratie, nan nuß aber auch wissen, daß der jetzige Biirgenreister von Steyr ein regelnäBiger urrl interessierter Teilnehmer der Arbeitssitzungen des Vereins Museun der 'Arbeitswelt ist. W'.:mit der \<dll gewichtigste Teilnehrer am In,teressen– p:>ker un den W:hrgraben ins Spiel gebracht wurde: die Stadtgerreinde Steyr. Sie ist ja die Schlüsselstelle aller Be,,,egungen, die dann rurrl Ul6 Museun detmächst vor sich gehen werden. Am 14. J'~ war in Gestalt des Angestel 1 tenbetriel:s– ratsd:rrannes der Steyrwerke als OFFIZIELIER Vertreter des BÜrgerneisters Schwarz der SP-Marrlatar Pirrsl er– schienen; urrl sprach erstrrals als Steyrer SP-<?.eocsse so richtig öffentlich vor reuten Positives zun W:hr– graben. Ein bedeutsarrer Gesinnungs"8rrlel screint da gescheren zu sein. Er gebraudlte vorte wie "-imser Stadtarchitekt Scheuer-." - ganz amers, als zu zei– ten des Franz Waiss, als diesen Titel Reitter/Neooeck verunzierten, - oder "-.wir kamen im Wehrgraben rn.m in eine schöpferische Phase...". Pirrsl signalisierte Gesprächsbereitsdlaft, wenn audl die JX)litische Phraseologie letztlich wiklich konkrete Aussagen darüber, was sonst noch so läuft, nicht - durchscheinen ließ.

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