Steyrer Tagebuch Nummer 25, Februar 1985

Wehrgraben Leer-Graben oder Mehr-Graben Daß nur sehr ~ge der Mitglieder des Vereins ''Rettet den Wehrgraben" zur Sitzung am 14. Jänner gekommen waren, lag nicht nur an dem stürmischen Winter.-etter dieses Aberds. Viel.nehr ist der Wehrgraben nach der Verhirderung des Zuschüttens in den letzten beiden Jahren abseits der offiziellen und subkulturellen Öffentlichk;it. Was gestern en vogue, ist nurnehr den Pragnatikem über– lassen. Seit sich die Turl::Allenzen um seine Zuschüttun3 gelegt haben, si..ro allerdings wesentliche Din;Je ~iert. Die beiden Extrarrole der Auseinarrlersetzung sird wegge– fallen. Altl:iirgenreister Franz veiss, dem der verflbc– te Graben zun Stolperstein geriet, ist Anfang 1984 in den Ruhestarrl getreten, urrl der Verein Basiskultur hat seine eigene Lm:3at:rnigkeit nicht über lebt. Die Situation ist :jetzt rrcderater, die Zukunft des Stadtteils wird eher im Stillen vorbereitet, subcutare Geschäftigkeit regt sich, privat, kamunal urrl auf Ebene des Vereinsvorstarrls. Die Wenigen, die gekcmren waren, den Ausführungen ·des Uni-Professors Krcpf und seines Assistenten Wiesinger über ihr Konzept zun im Wehrgraben geplanten Museun der Arbei~lt zuzuhören, urrl den Vorstarrl des Ver– eins gesetzesgernäß zu entlast en bzw. neuzuwählen, über ließen das Argurentation.sfeld dem O:mmn Heribert Mader, der im vesentlichen den Ein::lruck hinterließ: alles ganz in rreinen Häroen. 21 Dabei waren seine Ausführungen bei weiten entfernt voo jeran Olarista, das ihn in der hei.een Phase der Akti– vitäten wgeben hatte: Es ist eben noch alles offen, was im Wehrgraben wirklich geschehen wird, die ZUkunft besteht aus verschiedenen Konzepten in verschiedenen Kq>fen. Zun einen die Gareindevertreter, der Bürgemeister, seine Genessen urrl der für Denknalpflege zuständige Archi ~t Scheuer, dazu die Prcp:>nenten des Vereins Museun für die 'Ar– bei~lt, mit einem Konzept für ein dynamisches Mu– seum, dann die vertreter des Vereins Wehrgraben, wie sich die Manren um Mader nun nennen, urrl last urrl hierarchisch \\0111 auch least die Be-.ohner des Wehrgrabens alter urrl neuer Prägung, zusamren mit den an wirklichen Alternativen interessierten I..ebaren– schen sul:kulturel ler Provenienz. Sie alle haben ihre Pfründe, und es wird von der 'Artikulationsfähigkeit urrl dP..r Durchbruchsp:,t.enz der Beteiligten atrangen, was sich in den zwei Jahren bis zur Eröffnung der Landesausstellung und danach im Wehrgraben bieten wird. Summa sumnarum wälzt sich auf den Wehrgraben eine velle des äußerlichen Urbruchs zu, der \\0111 auch in– nerlich-strukturell eine Revitalisierung des Gebietes bewirken wird rri.issen. Museum für Arbeitswelt Zentralµmkt des ''Neuen Wehrgrabens" wird zweifelsdme das Museun für 'Arbei~lt werden, das auf dem wegen seiner GröBe für die Gesamtheit der Wiederteleb.Jrq:>e– strehmgen chni.niererrlen Hackareal entstehen wird. I<rq>f/Wiesinger stellen sich ein leberdi.ges Museun vor, das sich in seiner Grurdkonz.eption um die Entste– hung, die Geschichte urrl die Auswirkungen der irrlus– triellen Arbei~lt annehren wird. Erstrcals in Cster– reich fundarrentiert sich hier auf nusealer Ebene die Ehanzipation der Arbeiterklasse, erstnals soll die ~zifisch proletarische Lebenss.[i,äre tmfasserrle Dar– stel 1ung fi..roen. Das Vorgehen der Museurseinrichter orientiert sich an den Gegebenheiten der Larrlesausstellurq 1987, aus der das Museun als stärrlige Einrichtun3 hervorgehen soll. ~ des MuseUllS wird der Mensch sein, die Besucher sollen Teile ihrer und der velt ihrer Väter urrl Großväter repräsentiert finden, sich gewisserm3.Ben mit dem Gezeigten identifizieren, sich von dem Darge– stel 1ten betroffen fühlen.

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