Steyrer Tagebuch Nummer 24, Dezember 1984

s Frauen Gewalt gegen Frauen - Frauen-Notruf Anläßlich des Interviews mit Bürgermeister Schwarz in der letzten Tagebuch- Ausgabe, in dem er auch zur Frage nach der Betreuung und Unterkunft für Frauen in Notsituationen Stellung nahm, wolien wir unseren Ve– rein "Steyrer Notruf für vergewaltigte, mißhandelte und bedrohte Frauen" näher vorstellen: Nachdem wir ca. 2 Jahre lang als private Gruppe gear– beitet hatten und von keiner Seite auch nur die ~lein– ste Unterstützung erhielten, entschlossen wir uns im vergangenen Frühjahr, einen Verein zu gründen. Zweck dieses Vereines ist es, Gewalt gegen Frauen, im speziellen das Problem der Vergewalti-gung und Mißhand- 1ung in der öffent l i chkei t aufzuro 11 en und betroffenen Frauen Hilfe zu gewähren. Dazu haben wir einen telefo– nischen Notdienst eingerichtet. Dieser beinhaltet telefonische oder persönliche Beratung, Hilfe in medi– zinischen und rechtlichen Fragen, sowie die Unterbrin– gung in Notsituationen. Uns'ere Subventionsanträge bei Stadt, Bezirk, Land, Gesundheits-, Sozial- und Familienministerium wurden bisher nur vom La'nd Oberösterreich positiv beantwor– tet, von Stadt und Bezirk erhielten wir Ablehnungen, die übrigen amtlichen Stellen hielten es nicht für ,notwendig, auf die Anträge auch nur zu reagieren. Seltsam mutet die Begründung des Magistrates Steyr für den negativen Bescheid an: So gibt es laut dessen Aussagen (wir haben's schrift lieh!) nach eingehenden Rückspachen seitens der Stadt mit Sozialamt und Krimi,- . nalpolizei in Steyr keine Frauen, die diesen Notruf in Anspruch nehmen würden. Daraufhin begaben wir uns zur Kriminalpolizei und waren einigermaßen erstaunt, als unsere Initiative dort sehr begrüßt und für positiv und notwendig befun– den wurde. Von "eingehenden Rücksprachen" seitens des Magistrates Steyr betreffend die . Notwendigkeit eines Frauen-Notr~fes wußte keine(r) der anwesenden Beamten– (innen)! Noch erstaunter waren wir aber, als uns plötzlich Frauen anriefen, die vom Sozialamt an · uns verwiesen wurden. Damit dürften sich wohl die ablehnenden Be– gründungen des Magistrates Steyr in Luft aufgelöst habe~ Geld kriegen wir trotzdem keines, im Gegenteil, es ist und zu verstehen gegeben worden, d~ß evt. gewährte Unterstützungen von seiten der Gemeinde– selbstverständl ich nur für Frauen aus Steyr in Frage kommen - für andere Frauen sei man nicht zuständig. Unser größtes Problem besteht zur Zeit in der Schaf– fung einer Unterkunftsmöglichkeit für Frauen in Notsi– tuationen und eines Raumes für die entgültige Instal- 1i erung eines Tel efondi ens tes. Außerdem wäre es eine große Hilfe, für Gespräche mit ·Frauen end lieh · einen fixen . Raum zur Verfügung zu haben. Nachdem wir trotz intensiver Bemühungen bei privaten Vermietern keinen Erfolg hatten (Angst vor Schwierigkeiten), ·wandten wir uns· an Bürgermeister Schwarz im Rahmen seiner Aktion "Der Bürgermeister kommt zu den Bürgern". Seit der ersten dieser ' Veranstaltungen versuchen wir, ihn von der Notwendigkeit dieser Einrichtung zu überzeugen und · ihn dazu zu bewegen, uns bei der Suche nach Räumlich– keiten zu unterstützen bzw. uns sol ehe zur Verfügung zu ste l l en. Die Aussage des Bürgermeisters beim ersten Gespräch, auch ihm sei es ein großes Anliegen, bedroh– ten Frauen zu helfen, ist für uns i nzwi sehen nicht mehr glaubwürdig. Oder sollten die großartigen und - wieder vergessenen - Anfangsversprechungen vor Monaten nur auf Grund edes vorher erfol gt_en Anrufes von– Staatssekretärin Johanna Dohnal gegebfn worden sein? Eines ist uns jedenfa 11 s bei unserer monatelangen vergeblichen Rennerei zu Ämtern, Behörden, Stadträten– /innen, SPÖ-Frauen, etc., wieder sehr deutlich vor Augen geführt worden: Die Mißhandlung von Frauen wird noch immer als Privatangelegenheit und Kavaliersdelikt betrachtet, in die man sich nicht einmischt. Solange es aber möglich ist, ·solche Vorfälle als pri– vate und familiäre Konflikte zu kaschieren und die gese l l schaft l i chen Hintergründe für die Gewalt gegen > Neu.. uV\cl ~ebro.M.cht, für t<,\,'\der l.l· ~rwa.ch~ e

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