Steyrer Tagebuch Nummer 23, November 1984

4 Ausstellung Verglichen mit den Verhältnissen vor zehn Jahren macht Autofahren im Ennstal nicht mehr so viel Spaß. Zu viel wurde ausgebaut , begradigt , verbreitert. Wer gern am Lenkrad dreht vermißt genausoviel wie der Freund der fast natürlich in Wald und Wiesen übergehenden Strassen von früher. (Fortschritt ist , wenn es nicht mehr so gut gefä 11 t . ) Das Ennstal selbst ist besonders im Herbst wie eh und je wert, durchfah– ren zu werden. Wer genug Zeit hat , sollte es auf dem Fahrrad genießen. Derzeit zeigen Baumaschinen und As – phaltwerke , daß als nächstes die ldyl le von Hieflau nach Eisenerz zerstört wird. Aber Eisenerz braucht seinen Anschluß an die Welt. Die Bahn kann das nicht leisten. Eine Fahrt zur Landesausstellung » Erz und Eisen« in Eisenerz Der erste Weg in Eisenerz führt zum Bahnhof. Leider gibt es zu Mittag keine vernünftige Möglichkeit mehr, mit der Zahnradbahn hinauf nach Präbichl oder hinüber nach Vordern– berg und wieder zurück zu kommen. Es wäre eine der interessantesten Bahn– fahrten, die die tlBB zu bieten ha – ben: am Erzberg vorbei und durch ihn hindurch. Im alten Ortskern wundert man sich, in welchen Gäßchen heute noch Auto gefahren wird - sogar in beiden Richtungen. Die Fassaden der meisten alten Häu – ser sind neu gefärbelt. Neuer geht's nicht. Man fühlt sich wie auf einer Leistungsschau der Malerinnung. Nur manche Hausbesitzer scheinen sich zu verweigern und lassen weiter die Farben blättern und den Verputz bröckeln - individuelle Flecken im Festtagsgewand einer Stadt. Sogar die Plakatwände wurden frisch be – klebt.

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