Steyrer Tagebuch Nummer 23, November 1984
18 Vernissage Ein Seelenpflaster für den Schnittpunkt! Manersteigt Steyrs Montparnasse von der Straße aus und begibt sich in die schwindelnd-luftigen Höhen einer Kunstetage, die nur von einer zweiten, bezeich– nenderweise Sieben-Stern-Galerie, an Höhe übertroffen wird.Letztere wird gerne von geförderten, spri eh gelifteten Persönlichkeiten besucht, der Bequemlich– keit ha 1ber. Verwei 1en wir aber bei der erstgenannten. Um in das geheimnisvoll mystische Land der Lichter und Farben, skurril er Gebärden und Wahrnehmungen der de– zenten Art einzudringen, muß i eh unbedarftes Mensch- 1ein, manche Hürde überwinden, zur Strafe und zur Bewährung. Schon die erste läßt einen zurückzucken und taume 1n, denn am Eingang lauert die Begrüßungs- k r a k e ! Fürchter 1i eh anzusehen, mit ihren zah 1- 1osen Armen, bereit alles und jeden anzupacken, der, wehe ihm, l ei chts innig seine Hände aus der Hosen– tasche zieht. Manch einer, den die Krake für immer gefangen hält, führt ein kümmerliches Leben am Rande, am Eingang des Mysteriums, sieht er doch nur selten die Aura der Geweihten in der Tiefe des Heiligtums aufblitzen. Schon glaubt man der Gefahr entronnen zu sein, springt einem unvermutet das Augen t i er an. Es beißt nicht, es krat zt nicht, aber es setzt sich fest in einem, folgt dir in jeden Winkel und pr üft dich , um erst dann von dir abzulassen, wenn am Eingang das Rumoren der Krake einen neuen Kandidaten ankUndi gt. Dann pl ötz 1i eh war 's ruhig um mi eh, nur ganz entfernt hörte ich das Wüten der Krake und das hohle Dröhnen derjenigen, die dem Augentier zum Opfer gefallen sind. Vorsichtig ging ich ein paar Schritte auf eine Wand zu, um mich an sie zu lehnen und auszu– ruhen. Eine List half mir, die beiden Monster am Eingang zu Oberwinden. Ieh grub meine Hände fest in die Hosen– taschen und hielt meinen Blick gesenkt, währenddessen schauerliche Schreie und Wortfetzen an mein Ohr dran– gen, als ich an den Gepeinigten vorbeihuschte, die sich in den Fängen der Krake wanden. Vorbei auch an Menschen, die wie leere Schläuche an Fäden hingen, an denen sie das Augentier befestigt hatte. Heimlich lachte ich über mein Glück, froh, der Gefahr entronnen zu sein und wurde sogar ein bißchen übermütig. I eh fing an, mich umzusehen, aber ein dichter Nebel– schwebte im Raum, ein Umstand, den i eh am Anfang vor lauter Aufregung nicht wahrgenommen hatte. Ich tastete mich an der Mauer entlang, in der Hoffnung, ins Innere des Myrake l s zu gelangen, a l s sieh unvermutet die Wand neben mir öffnete und den Blick, wie aus einem Fen– ster, auf einen Sportplatz freigab, auf dem sich selt– same Gestalten und Gebi l de ruhe- und zi e 1 los hin und her bewegten. Manche hatten hölzerne Rahmen, Hüten gleich , auf dem Kopf, sie redeten, 1achten, weinten, a 1 l e zug l ei eh und
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