Steyrer Tagebuch Nummer 23, November 1984

10 GESPRÄCH (Mit Heinrich Schwarz sprachen Reinhard Kaufmann und Karl Pragerstorfer) 2. Teil Man muß sehen , daß die Steyr-Werke jetzt an sich das gleiche produzie– ren, wie vor zehn Jahren,aber mit weniger Beschäftigten. Die Rationa- BÜRGERMEISTER SCHWARZ Tagebuch: Die alten Vorstädte ster– ben oder verarmen. Kann man diesen Abwanderungsprozeß, zB der Geschäf– te, stoppen oder rückgängig machen? SCHWARZ: Der Wieserfeldplatz, die Sierningerstrasse, das ist so ein gefährdeter Bereich . Die Sierninger– strasse war früher eine der wichtig– sten Geschäftsstrassen in Stey~ Nur wenn man in diese Bereiche wieder Leute bringt, durch die Errichtung von Wohnraum, wobei man die alte Bausubstanz berücksichtigen muß, be– lebt sich auch der unmittelbare Be– reich der Geschäftswelt wieder. Wer vom Resthof etwas kaufen wi 11, fährt herein in die Stadt. Damit wir als Stadt ein Beispiel setzen, haben wir vor, das Josefs 1a– zarett herzurichten. Dann kriegt der ganze Berei eh, auch zum Wi eserfe 1d– p 1atz hinauf, einen gewissen Anstoß, damit auch andere etwas tun. Tagebuch: Der Rechnungshof hat in lisierung wird wahrscheinlich in den seinem Bericht der Stadt vorgewor- nächsten Jahren so weitergehen. Es fen , zu viel Grund gekauft zu haben. werden im Werk weniger Arbeitskräfte Ist das berechtigt? beschäftigt sein, für die muß man in irgendeiner Form Ausweichmöglichkei– SCHWARZ: Die Stadt ist räumlich für ten schaffen. die Einwohnerzahl vP.rhältnismäßig klein. Wir haben deswegen Gelegen- Tagebuch: Ist das auch eine Funktion hei ten wahrgenommen, damit wir der Stadt? Möglichkeiten haben , für die Ent- wicklung von Gewerbe und Industrie SCHWARZ: Zumindest einen Beitrag - et,,as anzubieten. sollte sie dazu leisten. Betriebsansiedlung Tagebuch: Es wird gesagt, die Er– richtung zusätzlicher Handelshäuser bewirkt eine schärfere Konkurrenz Tagebuch: Bringt das Ansiedeln von zwischen den Betrieben, die vor Betrieben mit Unterstützung der allem zu Lasten der Angestellten Stadt tatsächlich etwas . Die Stadt ausgetragen wird. SCHWARZ: Die Konkurrenz wird sicher wesentlich stärker, ich glaube aber letztlich nicht, daß sich das auf die Belastung der Arbeitskräfte aus – wirkt. Unter Umständen kommt es innerhalb der Branche zu gewissen Umschichtungen, da können Arbeits– platzwec hsel vorkommen. Tagebuch: Ein e Tendenz i s t sicher ein Konzentrationsprozeß. Ziel der Unternehmen ist auch , me hr Umsatz pro Beschäftigten zu kriegen. SCHWARZ: Das ist richtig. Tagebuch: Könnte da s nicht heis se n, daß langfristig mehr Arbeitskräfte fr ei gese tzt als neu eingestellt wer– den und das Gegentei 1 von dem er – reicht wäre, was die Stadt wi 11? muß sehr viel leisten dafür, ist das SCHWARZ: Ich glaube, daß so ein neues Kaufhaus zu einer Sogwirkung bei trägt, von der auch andere Be– SCHWARZ: Diese Rechnung ist natür- triebe profitieren. Aber in der lieh sehr schwierig. Es ist so, daß einmal ausgerechnet worden? Umgebung der Stadt 1 iegende kleinere von jedem Betrieb einmal die Gewer- Betriebe werden unter Umständen Tagebuch: Heißt das umgekehrt, daß bes teuer und Lohnsummensteuer a 1 s schwP.r zu kämpfen haben die Stadtausdehnung, zB beim Rest- Leistung kommen. Es geht aber auch hof, ihr Ende gefunden hat? darum, daß die Leute, die in Steyr Jugendzentrum wohnen , in Wohnnähe eine Arbeits- SCHWARZ: Sie wird sich wesentlich verlangsamen. stelle haben, da ergibt sich eine Tagebuch: Das Jugendzentrum in der Umwegsrentabi l i tät. Arbei terkarrmer wurde wegen der be-

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