Steyrer Tagebuch Nummer 22, Oktober 1984
6 Umwelt Sorgen der Almbauern Es ist ein Sonntag im August. Es ist grau und die Wolken sammeln sich schon über dem Ennstal. Kurz hin– ter Steyr geht es au h schon los. Bis Losenstein ist aus dem gemütlichen nntagregen ein besserer Dauerre– gen geworden. A1s wir in Großraming beim Treffpunkt einparken , fäl 1t mir fast der Himmel auf den Kopf - flüssig . Wir warten auf den Vertreter der · Almgemein– schaft. Nach einiger Zeit kommt ein VW-Käfer dahergefahren und b1ei bt vor uns stehen. Bei der geöffneten Beifahrertür guckt ein k1einer drahtiger Mann heraus. Ein freund 1i - ches Gesicht mit roten Wangen und dicken Br i 11en. Es ist der Obmann der Almgemeinschaft Wir begrüßen uns und steigen ein. Der Käfer fegt mit Affenzahn durch den Regen auf der schmalen Straße. Mir wird ein wenig mulmig auf dem Beifahrersitz. So nahe am Gegenverkehr bin ich schon lange nicht mehr gesessen. Erste Gesprä– che werden geführt. Wir sind ohne konkrete Erwartungen gekommen. Haben nur den Almbauern versprochen uns einmal Zeit zu nehmen für ihre Sorgen. Nachdem noch zwei andere Almbauern aufgesucht werden und nach eini– gem hin und her über die Wetterlage und ob es nicht besser sei das Ganze zu verschieben, fahren wir dann doch zu den Almweiden der Weidegenossenschaft. Die erste Weide, die wir sehen ist gleich unter Brunn– bach. Einige hundert Meter davon steht das erste Pro– b1em der Almbauern. Es ist ein Vermessungspunkt der ironischerweise den Denkmalschutzschildern · an den Häusern sehr ähnlich sieht. Der Punkt legt den Beginn des geplanten ersten Stausees, der von der Kaibling– mauer bis nach Brunnbach reicht, fest . A11erdi ngs nur eine kurze Zeit im Sommer, im "Regeljahr" und wenn a11e Annahmen über die zu große Durchlässigkeit des Gesteins sieh a 1s Unkenrufe erweisen sol 1ten. Den großen Rest des Jahres ist der Stausee bis zu vierzig Meter niedrige~ Im Fall von Brunnbach mit den sanften Gefälle des Bodens sind dies wohl immer gleich einige Dutzend bis einige hundert Meter vo 11er Rückstände. Pflanzenreste, Mutterboden,. Sand, Sch 1amm werden in We 11 en mit dem Hin und Her der Spi ege 1schwankungen ange 1andet werden. Tümpe 1 mit Restwasser werden gebi 1- det. Das Regenwasser wird weitere Tümpel bilden. Brut– stätten für Insekten und damit Probleme für die in der nähe weidenden Rinder. Dazu korrrnt die Furcht vor einer Änderung des Kleinkli– mas. Die große Wasserfläche wird das Klima beeinflus– sen. Mehr Nebel und mehr Luftfeuchtigkeit werden die ohnehin schon feuchten Wiesen daneben nicht gerade verbessern . Beides ist Gefahr fürs Vieh . Tieräzte warnen vor ~en Schädlingen, die in diesem Klima ver– mehrt gedeihen. Einkommensverluste für die ohnehin nicht von der Landschaft gesegneten Bergbauern. Und Bergbauern sind sie alle rundherum, ob Mitglieder der Weidegenossenschaft oder nicht, ob Kraftwerksbefürwor– ter oder nicht. Keine Rede von einem Vergleich mit dem Stausee in Klaus, dessen Spiegel höchstens um wenige Meter schwankt Dort wird der Boden nie sichtbar. Aber das Klima sol 1 er trotzdem verändert haben im Steyrtal, der Stause~ Ältere Leute meinen, daß früher weniger Nebel war im Steyrtal. Aber wer will das schon bewei– sen, ohne genaue Klimamessungen und im Nachhinein wo die Vergangenheit nicht mehr hergezaubert werden kann. Und was zählen schon ein paar Wolken gegen ein Frei– zeitparadies, wie in Klaus (besonders für Leserbrief– schrei ber der Steyrer Zeitung). Ein Badesee ist auch nahe der Stauwurzel in Brunnbach geplant, gleich neben
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