Steyrer Tagebuch Nummer 22, Oktober 1984
Ars Electronica Rei nhard Kaufmann Eindrücke Es begann mi t J s ao Tom i tas "Das Universum", einem elektro~isch aufgemotzten Potpurri von Ohrwürmern quer durch d i e Mus i kgeschichte, garniert mit roten und grünen Laserstrichen am Himmel und weiß/blauen Schein- 1-,erferba tteri en, a l 1es nach dem Motto: die Summe aus Aufwand und Kunst bleibt immer g 1ei eh. Was Richard Strauss· "Also sprach Zarathustra", das in Deodatos Interpreta.tion Kubricks "2ool - Odyssee im We 1traum" so bereichert hat, mit dem Urkna 11 zu tun hat ? E.T. weiß es viel leicht. Und dann die Sache mit dem Ufo unter dem Hubschrauber: mi't den Seheinwerfern b 1 i nze l n konnte es ta tsäch l i eh (war das der "Fingerzeig aus dem All"?), aber beim Anstimmen der Ode an die Freude war es eindeutig indisponiert. Die nächste Enttäuschung war das Symposium "Die Zu– kunft Österreichs - Das Leben im Jahr 2ol9". Ich war bei den Vorträgen des ersten Tages dabei ("Wirtschaft, Arbeit, Gesel 1 schaft", "Medizin", "Leben , Fami 1 ie, Freizeit"). Am zweiten Tag, zu den Themen Ku 1 tur und Religion soll es besser gewesen sein - da ist es auch nicht so gefährlich für die verschiedensten Interes– sengruppen. 21 Fazit: nicht: die Zukunft hat schon heute begonnen (wie Sinowatz meint) , sondern: gestern forever. Zum (lln-)Glück wartet die Wirklichkeit nicht auf das– Zeichen der Experte~ lmmerhi n wurden die Zuhörer be 1ehrt, daß es keinen Sinn hat, auf die Experten zu warten (jedenfa l l s nicht auf jene, die der ORF einlädt). Ober die Zukunft nachdenken kann so gut fast jeder. Wenn weder beim Thema Wirtschaft noch bei Medizin die Umweltproblema – tik a 1s wichtige Frage für unsere Zukunft auch nur angesproct,en wird , fragt man sieh , in we l ehern Jahr- zehnt die Herren leben (Frauen durften übrigens auch Glanzvoller und alle Unbil 1 vergessen rnachender Ab- ans Rednerpu lt, zum Thema (bitte nicht 1achen) Fami 1 i e sch 1uß: die 40 Mann/Frau-Truppe URBAN SAX aus Frank- - das lassen sie sich ja nicht einmal in der Regierung reich . Sie zeigten , was mit relativ wenig Aufwand wegnehmen). (obwohl sie auf Technik durchaus nicht verzichten) ______...;.._~----------...........------Ohr, Auge und Nase geboten werden kann: Weiße Anzüge BE J fBA BIL FOTO KRANZMAYR 8AHNI./OFS1A . ~ 01J. 52 / l.415 3 und fremde Masken , Saxophone und Hupen, Weihrauch und bunte Rauchbomben, Xylophone und Gongs, Licht, Bewe– gung. Der Auftritt ist spektakulär: eine Ambulanz in voller Aktion bringt eine Gruppe, zwei seilen sich wie Putten vom Dach des Brucknerhauses, der Rest kommt auf und rund um zwei große Hubstapler. Der Vergleich macht mich sicher: Fantasie ist durch Technik nicht zu ersetzen (wenn auch zu berei ehern). Unter dem Eindruck dieser Vorstellung kann man sich auch darüber hinwegtrösten, daß man für den nächsten Abend selbst Programm machen muß. Da gibts nämlich (als Klangwolke) schon wieder Beethovens Neunte (a ber wenigstens im Ori gi na l a rrangement). Letzte Frage: warum gibt es NIE in Steyr so was außer– gewöhnliches zu Sehen, Hören , Riechen?
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