Steyrer Tagebuch Nummer 22, Oktober 1984

20 "Der küns tl i che Wi ll e" (Elektronische Medienoper von Peter Weibel ). Peter We i bel hat im kleineren Rahmen des Brucknerhauses das geschafft, was 1sao Tomi ta im Großen versag t geblieben war . Eine Oper (im guten Sinne des Wortes) für Auge und Ohr zu schaffen, di e für beide Sinne gleichwertig viel an Information gebo– ten hat. We i bel ist einer der wenigen Weitblicker unter Österreichs Künstlern. Darum hat er sich gleich mit Österreich im näcbsten Jahrhundert beschäftigt. Dazu hat er nicht nur die Gesellschaft im Landl, in bester Kar 1-Kraus-Art zerfetzt. A11 ein die Einleitung im Katal?g ist ein Furioso der Anprangerung österrei– chischer Lust am Rückzug in die Wüsten der eigenen den Bühnenereignissen , mit Textdias , der Musik einer Rockgruppe und vom Band , vermittelt alles was den Gastprofessor für Gestaltungslehre an der österreichi – schen Seele in Rage bringt. Nicht nur die Menge auch die Art des Einsatzes der Mittel von der aufputschend harten Rockmusik , über die Stimme Alt-Brunos bis zur splitternackten Bal lschlägerin , rüttelt und schockiert bewußt die Selbstgefälligkeit und Ignoranz der Zu– hörer. Da der Künstler Österreicher ist , war der Saal Ubri gens halb leer, völ l i g unproporti ona l zur Qual i tät des gebotenen. Die Pressekonferenz war dank der Weibl– schen Goschn nicht direkt fad aber trotzdem leer. Die Medienoper soll überarbeitet und öfter aufgeführt wer – den. Weitere Teile so 11 en hinzugefügt werden. Weib l ist nicht nur ein innovativer Künstler sondern auch ei n solider Kenner der Technik der digitalen Bildver– arbeitung (besser: digital narration), wie der von ihm verfaßte Zusatzband zum Katalog der ars electronica zeigt. Daß er bei seinen Ambitionen ständig irgendwo aneckt und daher ständig auf Angriff schaltet so 1 l übe r seine hohe Qualifikation als Künstler und Univer – s itätslehrer nicht hinwegtäuschen. » ARS ELECTRONICA will als Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft ein Labor für Spuren sein,die das elektroni– sche Zeitalter in der Gegenwart ziehen. Ein Labor für Spuren von .Megatrends". ARS ELECTRONICA wird sich daher im- mer mit der Zukunft beschäftigen. Daher sind die Projekte, die ARS ELECTRONI– CA anbietet, speziell lür dieses Festival entwickelt - Auftragswerke, Urauffüh- rungen, neue Programme. «

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