Steyrer Tagebuch Nummer 21, Juni 1984

Gespräch Reinhard Kaufmann und Karl Pragerstor– fer sprachen mit dem Alt-Bürgermeister über seine Erinnerungen an die 30er Jahre und den Beginn seiner Betriebs– rats- und Politikerkarriere. Tagebuch-Gespräch mit FRANZ WEISS Franz WEISS erzählte uns darüber folgendes: 1934 Ich bin im Kraxental, in Garsten , in einer Werkswohnung der Reithofferwerke geboren. Mein Vater war dort Schlosser und acht Jahre Betriebsratsobmann bis zum Sperren der Fabrik. 33 ist die Reithoffer– f abrik zugsperrt worden. Ein Tei 1 der Arbeiter ist mitgegangen nach Wimpassing und Traiskirchen, die anderen sind entlas– sen worden und waren natürlich arbeit9los, darunter auch mein Vater. Keine geteilte Schuld Bevor ich zum 34er Jahr etwas sage, möchte ich eindeutig klarstellen, . daß es eine b 1 öde Aussage ist, daß am 34er Jahr eine geteilte Schuld vorhanden ist. Der Vater war ein relativ guter Stegreifredner. Er ist etliche Male nicht heimgekommen, da haben sie ihn geholt, bei einer Versam– mlung verhaftet und eingesperrt. Das war aber net einmal, das war oft der Fall, weil er was gesagt hat, das denen nicht gepaßt hat. Es ist aber niemals von der Heimwehr einer verhaftet worden, wei 1 er etwas gegen die damaligen Sozialdemokraten gesagt hat. Mein Vater war einer der Schutzbundführer und Gemeinderat in Gar– sten. Ein sozialistischer Jugendfunktionär war einmal a 1 s U-Boot eine Woche bei uns in der Wohnung, weil ihn die Polizei ge– sucht hat. Schon die Kinder Typisch für die Zeit war, daß zB die Kin– der von Heimwehr 1ern mit dem Hahnen– schwanzhut in die Schule gegangen sind. Schon die Kinder sind damals so erzogen worden. Der spätere Oberschulrat und Schu 1di rek tor auf der Enns 1ei te Trauner war ein Heimwehrhauptmann und hat uns Buam, die Arbeiterkinder, gern über den Ohren bei den Haaren geschnappt und dran gerissen. "Es rotes Gsindl" hat er gesagt " , am gscheitern wars, ihr bleiberts d·aham." Da waren wir nur das rote Gesindel und das hat sich sogar so weit . gezeigt, daß die Kinder untereinander aus politischen Grün– den gerauft haben. Ich weiß noch gut, ich bin einmal mit einem Gastwirtssohn aus Garsten, der ist mit mir in die Schule gegangen, zum raufen gekommen, der ist mit dem Radl auf's Gitter geteufelt und hat sich ein Cut geholt. In Linz Mein Vater hat dann bei der Gebietskran– kenkasse in Linz als Hausmonteur und Hei– zer Arbeit gekriegt und fUr mich war für den Juli 1934 schon ein Lehrplatz als 7

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