Steyrer Tagebuch Nummer 21, Juni 1984

4 Hintergebirge: Baustellenbesetzung Mittwoch, 5.00 Uhr früh Ungefähr 100 Leute, Kraftwerksgegner aus Großraming, Reichraming, Steyr und Umge– bungt unterstützt von Sympathisanten aus Linz und Wien (Global 2000) sind an der Kaibling-Mauer versammelt, um den Einsatz der Baumaschinen der Fa . Bernegger an der Weiterführung der Bohrungen an den Ver– suchsstollen zu verhindern . Vorschläge der Presse zu einer gestellten Lagebesprechung, Formierung mit einem Sprecher an vorderster Front, unter dem Motto "mir nach", werden nicht akzeptiert, Pie Berichterstattung eines gewissen Herrn Brandstätter in den OÖ . Regional– nachrichten. :istl daraufhin vernichtend : Chaoten , Arbeitslose und Studenten, 1 Be– amter, der sich für diesen Tag Kranken– stand nimmt, keiner weiß , warum erbe– setzt. Um 7.00 Uhr fahren die Bauarbeiter vor, ein Lastwagen mit einem aufgeladenen Kompressor f~lgt . Die Leute umstellen ihn und verhindern das Abladen . Der Lastwagen fährt ab, die Arbeiter, grantig bis gelassen, gehen um 15 . 00 Uhr. Die Gendamerie, freundlich bis, ja fast 1 solidarisch . Der Schein der Friedlichkeit "trügt, als ein angeblich für s~ine Agressivität be– kannter Reichraminger mit einem Lastwa– gen mit Kompressor vorfährt~ Er lädt die– sen ab, eine Menschenkette versucht ihn am Wegfahren ~u hindern - er gibt Vollgas, 3 Leute und 1 Hund können in letzter Se– kunde noch zur Seite springen. Die Be– troffenen melden den Vorfall der Genda– merie. Die Gendamerie patrouilliert stündlich. Beim Vorbeifahren an einem,in den rech– ten Fahrbahnstreifen hineinragenden Hund , wird der linke Blinker herausgegeben. Ein Bauer des Hintergebirges bringt Most , 2 Laib Brot , abgemachten Topfen, - Bauer- butter . · Dann erscheint : ein PKW der EKW . 2 Herren stellen sich der Diskussion . Natürlich ist von ihrer Seite aus nich¼,Qdie Weiter– verwendung der Probestollen zur Drainage gedacht . Donnerstag : verlief in Ruhe; immer wie– der Besuch von Gendamerie und Neugieri– gen - mit allen ruhige, informative Ge– spräche . Freitag : Fortführung der Bohrungen wei – terhin verhindert; Bauarbeiter (4 Männer der Fa . Bernegger) fahren wieder heim u. hoffen, daß der Verdien$tentgang von der Firma bezahlt wird . Angeblich will die Firma Klage gegen die KWgegner einrei– chen. Die "Besetzer" werden z . T. von Bau– ern weiterhin verpflegt . In Höhe der angeblich geplanten Staumauer wird eine Girlande gespannt . Samstag : In der Nacht auf Samstag kommt Besuch von einigen Reichramingern, die Stänkereien von der Straße aus herunter– lassen, die herumlaufenden Hunde und ruhige Gesprächsbereitschaft lassen sie wieder abziehen . Am Vormittag bleibt der Kauf von Taschenlampen in einem Reichraminger Elektrogeschäft erfolglos : "Na , ihr seids von da drinnen", der Kommentar . 16 . 00 Uhr : Die Stola des Großraminger Pfarrers wallt in Regen und Sturm : Bergmesse .

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