Steyrer Tagebuch Nummer 21, Juni 1984
Wallner: Sicher ist der Kontakt zu den Bauern manchmal zu wenig, Wir bemUhen uns sehr. jede Frage zu beantworten. die an uns gestellt wird. wir gehen nicht umsonst hinaus in die Gemeinden, weil die Bauern oft nicht die Zeit haben. zu uns zu kommen. Tagebuch: Im Juli gibt es eine neue Milchmarktordnung. was erwarten Sie sich davon? Wallner: Ich würde mir erwarten. daß man den kleineren Bauern. die wirklich von der Milch leben mUssen und das werden immer mehr durch die Arbeitslosigkeit - etwas gibt zum überleben. Rohmilch Tagebuch: Wird der Milchwirtschaftfonds auch am Steyrer Wochenmarkt. wie in Linz. zuschlagen und Milchfrauen anzeigen. die ein paar Liter Rohmilch verkaufen? Wallner: Die Marktordnung ist zum Schutz der Kleinen und Entfernteren da. Ein kleiner Bauer in Großraming am Berg ist gezwungen. seine Milch abzuliefern. Die Rohmilch. die am Markt verkauft wird. fehlt in der Gesamtrichtmenge und somit in der Aufstockungsmenge für die anderen.Außerdem wird von dieser Milch kein Ausgleichsbeitrag bezahlt und es ist derzeit auch gesetzlich nicht möglich. Rohmilch zu verkaufen. weil das Gesetz vorschreibt. daß die Milch pasteurisiert sein muß. Pasteurisiert deshalb. weil in der Rohmilch Keime vorhanden sein könnten. die unter Umständen krankheitserregend sein können. Tagebuch: Gesundheitsminister Steyrer sieht das anders. Wallner: Glauben Sie. der Gesundheitsminister wurde es aushalten. wenn in der Milch Kolibakterien sind und jemand TBC oder eine sonstige Krankheit bekommt? Tagebuch: Es steht aber fest. daß die Molkerei dem BedUrfnis nach Rohmilch nicht nachkommt. Wallner: Wenn es gesetzlich geregelt ist. können 15 Wallner: Ja. Ich habe mich auf Grund der Hinweise der Einkaufsgemeinschaft bereiterklärt. sofort offene Milch zu verkaufen. Sie bekommen in der Bahnhofstrasse seit damals offene Milch, wir verkaufen sie auch hier in der Molkerei. Nur ein Kaufmann wird nicht mehr anfangen. Tagebuch: Die erwähnte Einkaufsgemeinschaft besitzt nun ein Sparbuch, wo sie den Ausgleichsbeitrag regelmäßig einlegt, weil weder die Molkerei noch der Milchwirtschaftsfonds das Geld nimmt. Wallner: Das ist gesetzlich nicht erlaubt. Rohmilch darf derzeit gesetzlich nur verkauft werden, wenn die Versorgung mit pasteurisierter Milch nicht gegeben ist. Das Gesetz wird vom Parlament beschlossen und von den Sozialpartnern ausgearbeitet. Tagebuch: Wie hoch ist der Anteil der Ab-Hof-Milch in ihrem Gebiet? Wallner: Ca. 1/2 S der Produktion. Gesetzlich ist es aber nicht genehmigt. Das ganze System ist ja zum Schutz der Bauern und der Konsumenten. Flaschen Tagebuch: Würde Sie die Einführung von Milchflaschen unvorbereitet treffen? (Wir haben in der Halle eine Kiste Milchflaschen gesehen.) Wallner: Ja. doch. Die Flaschen verwenden wir im Labor. In Köln wurde von einem Verarbeitungsbetrieb aufgrund von Konsumentenwünschen Milch in Flaschen angeboten. Von den 240.000 verkauften Packungen Milch werden jetzt nur 4000 in Flaschen verkauft. 236.000 blieben bei der Packung. Die Milchpackung ist verrottbar und ohne giftige Rückstände verbrennbar, das haben Untersuchungen eindeutig ergeben, und macht nur 0.7S des Gesamtmülls aus. Wir versuchen in letzter Zeit Packungen aus österreichischem Papier herzustellen. bisher wurde es aus Finnland importiert. Damit kommen wir den österreichischen Bauern mit Holzwirtschaft entgegen. wir die Rohmilch genauso verkaufen. wir könnten die Tagebuch: Herr Wallner, wir danken Milch vorher untersuchen. Gespräch. Tagebuch: Warum streben Sie keine gesetzliche Änderung an, wo doch dem Trinkmilchrückgang eine verstärkte Nachfrage nach Rohmilch gegenübersteht? Wallner: Eine Gesetzesänderung muß woanders gemacht werden, nicht von uns. Tagebuch: Müßten Sie als FAchmann nicht dem Gesetzgeber zu Hilfe kommen?
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