Steyrer Tagebuch Nummer 21, Juni 1984
14 Tagebuch: In diesem Zusammenhang interessant zu wissen, warum sich branchenfremde Unternehmen einkauft. wäre es die OMOLK in Wallner: Sie stellen das mit der Elektronik zur Debatte. Es ist so: die Umstellung auf Elektronik macht auch vor den Molkereien nicht halt. Großkonzerne interessieren sich für die Probleme der kleinen Molkereien weniger. Deshalb hat man, glaub' ich, diese Firma gegründet, die für die Betriebe preisgünstig kleine Elektronikteile produziert. Tagebuch: Also die Bauern sagen, wir gründ'n unsere eigene Elektronikfirma, um preisgünstig diese Produkte zu bekommen? Wallner: Ob das die Bauern sagen ••. sicher, weil sie sind ja die Besitzer. Tagebuch: Kaum ein Bauer kennt seinen Anteil an der Elektronikfirma VOGL. Wallner: Ja, sicher. Das liegt am kleinen prozentuellen Firmenanteil (die ÖMOLK hat 751 Anteil - Anm. der Red.). In den OMOLK-Nachrichten, die teilweise auch an die Bauern versandt wird, wird darauf hingewiesen und auch bei Beantwortung vieler Anfragen. Tagebuch: Die Molkerei wirbt mit dem Schlagwort: "Butter kann durch nichts ersetzt werden" für ihr natürliches Produkt. Trotzdem ist die OMOLK über ihre lOOlige Tochter Maresi zu 751 Besitzer von Eberhart&Herout, Erzeuger .von "Senna" und "Mi 11 a". Haben sich dte Bauern entschlossen, ein Konkurrenzprodukt zur Butter herzustellen - zur Vergrößerung des Butterbergs? Wallner: In Österreich wird alles gleich als Butterberg betrachtet. Wenn 4000 Tonnen über sind, müssen wir eine Aktion machen, weil sonst die Kühlhäuser übergehen. In einem Krisenfall würde dieses Lager gerade für 14 Tage reichen. Zur Margarine: da bin ich weniger genau informiert, ich weiß nur, daß diese Beteiligung aus der Zeit stammt, als es notwendig war, diese Fette zusätzlich zu haben, weil wir uns nicht selbst versorgen konnten. Manchmal i·st es auch ganz gut, wenn mn weiß, was dort mit den Fremdfetten geschieht. Genossenschaft der Bauern Tagebuch: Sie haben noch Kontakt zu den Bauern? Wallner: Ich schätze den Kontakt zu meinen Bauern sehr. Ich habe im Vorjahr in 19 Gemeinden draußen Veranstaltungen gemacht und versuche immer, den Kontakt zu den Bauern zu erhalten. Sie sind ja meine Brötchengeber! Tagebuch: Haben Sie nicht das Gefühl, daß man die Bauern bewußt nicht Uber die Genossenschaftsvorgänge informiert, damit sie nicht auf die Idee kommen, Gewinnanteile in Form eines höheren Milchgeldes in die eigene Tasche zu stecken?
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