Steyrer Tagebuch Nummer 20, Mai 1984
6 TB: Was gibt es vor a 11 em auf dem Markt? Raaoser: FUr die Nicas gibt es den typischen Markt der ~ Welt, aneinandergereihte Bretterbuden, wo jeder verkauft, was er gerade hat. Manche legen einfach ein Fetzerl auf den Boden und 1egen ihre Sachen drauf. Dann gibt es eine Strasse mit Geschäften, wie Autoin– dustrie und LuxusgUter, Fernseher, Radios•• Ein Radio ist sicher ein Luxusartikel, den haben die wenigsten. MEDIEN Momentan findet der Fernseher Verbreitung, in jedem Dorf siehst du einen Fernseher, so wie bei uns Kino. TB: Haben sie ein eigenes Regierungsfernsehen? Ralloser: Das Prograrrm wird von den Sandinisten gestal– tet, es kann aber jede Partei Sendeminuten kaufen. Außerdem gibt es zwei Zeitungen: die "Barricada" korrmt von den Sandinisten und "La Prensa" von der Opposi– tion. FUr "La Prensa" gibt es eine Zensur: sie darf nicht Uber militärische Aktionen und nicht über die Versorgung mit Grundnahrungsmitte 1n berichten. "La Prensa" hat ei nma 1 berichtet, es wird nächste Woche keine Milch geben, weil irgendeine Produktionsstätte so desolat ist. Darauf haben alle Leute Milch aufge– kauft und es hat dann in der nächsten Woche wirklich keine gegeben. TB: Gibt es auch unabhängige Medien, die z.B. ohne Rücksicht Uber Korruption berichten können? Raaoser: Ich weiß nicht, was du unter unabhängig verstehst. Ich kenne Uberhaupt keine unabhängigen Medien. Es gibt innerha 1b der Sandinisten Kontrol 1- funktionen, die solche Sachen aufzeigen, aber eben in der "Ba rri cada". Oder es korrmt die Gemeinde zu Versam– m1ungen zusarrmen und es wird die Leitung von Projekten besprochen oder die Arbeiter haben die Möglichkeit, an vorgesetzten Kritik anzubringen. Die Opposition hat auch die Mög l ichkei t, Sachen aufzuzeigen, die ihnen bei den Sandinisten nicht passen. Eduardo Galeano - Die offenen Adern Lateinamerikas Der 1ange Kampf des Parti sanenfUhrers Augusto Cesar Sandino hatte zur Forderung nach Land gefUhrt und brachte den lang verhaltenen Zorn der Landbevölkerung zum Ausbruch. Sieben Jahre lang kämpfte sein kleines in Lumpen gekleidetes Heer gleichzeitig gegen die 12000 nordamerikanischen Invasoren und gegen die Mit– glieder der Nationalgarde. Die Granaten wurden aus SardinenbUchsen, die mit Steinen angefUllt wurden, hergestellt, die Springfield-Gewehre wurden dem Feind entris sen, und es fehlte auch nicht an Buschmesserni der Fahnenmast war ein nicht entrindeter Pfah 1, und anstelle von Stiefeln verwendeten die Bauern, um sich in den dicht bewachsenen Bergen fortbewegen zu können, eine Lederbind~. 1933 wurde unter dem Einfluß der nordamerikanischen Politik "des guten Nachbarn" der Frieden geschlosse~ Der Parti sanenfUhrer wurde vom Präsidenten zu einer entscheidenden Zusarrmenkunft nach Managua eingeladen. Auf dem Weg dahin fiel er in einem Hinterhalt einem Anschlag zum Opfer. Der Mörder, Anastasio Somoza, erklärte später, daß die "Hinrichtung" vom ameri kani– schen Botschafter Arthur Bliss Lane angeordnet worden war. Der dama 1i ge Heerführer Somoza brauchte nicht lange dazu, um die Macht zu ergreifen. Er regierte Nicaragua ein Vierteljahrhundert hindurch, und später erbten seine Söhne den Posten-Er wurde mit 46 Ka f– feep l antagen der größte Produzent des Landes und betrieb auf weiteren 51 GUtern auch Viehzucht.
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