Steyrer Tagebuch Nummer 20, Mai 1984

22 Literatur: S.:hmitsberger Sylvester & Urban einst lebten zwey zwilli·nge,der eine,Sylvester genannt,in den wäldern, welche die hügel und schluchten seiner heimat bedeckten,der andere, man sagte Urban zu ihm und er soll schmächtig gewesen sein,in den städten,welche wie inseln,umringt von feldern und weiden,inmitten der wälder seiner heimat lagen.Sylvester,der erstere,war älter an jahren und kleiner an wuchs,er maß höchstens zwey fuß,nicht mehr,er trug am ganzen kör~er ein kurzes grünes fell und hatte kräftige arme,& manchmal, selten zwar, rief er laut "mordalarm, mordalarm ! " in, seine einsame um= gebung.doch störte das niemanden,er lebte allein.~ein bruder,Urban, war um etliches jünger,(indeß,sie waremtrotzdem zwillinge,eineiige so ga r),auch nicht besonders groß,vielleicht drey fuß im der höpe und gar nur einen halben in der breite,seine haut war von leich~ violettem schimmer,blaß sein gesicht,nur seine beine waren mit fell bedeckt, dieses wa r schwarz und dünn. sonntags bestieg er türme und dächer seiner stadt,er benützte alte steinerne stiegen und elegant geschwungene wendeltreppen,er blickte von balkonen und dachterrassen,auf den stufen wuchs moos,in den ritzen der umfassungsmauern blühten kleine blumen,die wendeltreppen schwelgten in mattem elfenbein oder glattem stahl,er kam in staubigen turmkammern an und blickte aus glaslosen sanft geschwungenen fensterhöhlen,aus schieß=. scharten,aus . aussparungen,die einst nun schon längst vermoderte balken get ragen hatten,das war seint hobby,er liebte es,besonders an sonnigen nachmittagen,dieser beschäftigung nachzugehen.er liebte es,unter·sich die da.chlari.dschaften zu sehen, die grünen ziegel zu betrachten, die a ~uamarinblauen,die stahlgrauen,türkisblauen,ultramarinfarbene und oranp:e, sma r c1p-dp;r Une, violette und chromgelbe, das glitzern der gläsernen giebelauf~ätze und das leichte zittern , der jungenibirken,die aus den dachrinnen sprossen.manchmal,an besonders heißen tagen,flimmerte die luft in irritierend bunten farbenspielen über den dächern und jedes gesnrochene wart fällt schwer und langsam zu böden.an solchen tagen sitzt der zwilling auf der höchsten turmkrone seiner stadt,er hat seinen kopf in eine ziselierte kupferschale gelegt und blickt auf deren wand, die muster spielen vor seinen augen ."ich heiße Urban"sagt er laut und deutlich,"ich heiße Urban und wohne auf diesem turm". zur gleichen stund stund sein bruder an einem breiten waldbach,es war kühl und däm.mri g ,der moosige baden reichte bis ans ufer,direkt am wasser standen die hohen blätter der pestwurz,direkt am wasser standen sie,gemischt mit schierling,einige einzelne kleine weiden klammerten sich mit ausgewaschenen wurzeln an schottersteine,massive buchen,hei=

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