Steyrer Tagebuch Nummer 19, April 1984
4 Warum wird den Vorzugs-Branchen nicht nahe– gelegt, bei künftigen Lohnrunden einmal zu– rückzustecken, bis der Vorsprung auf ein aus der Qualität der Arbeit gerechtfertigtes Maß zurückgegangen ist? Ein weitgehendes Versagen der Gewerkschaften ist auch auf dem Gebiet der Unweltpolitik festzustellen. Man wird endlich be:Jreifen müssen, daß man Unweltschutz nicht generell mit Industrie- und Arbeitsplatzfeindlichkeit gleichsetzen kann. Es gibt in den grünen Be– wegungen überwiegend seriöse Kräfte, denen sehr wohl bewußt ist, daß wir ohne unsere In– dustrie nicht auskamten können. In einer ruinierten Urwelt werden die besten gewerkschaftlichen Errungenschaften sinnlos. Mit ihrer zu konservativen Haltung trägt die Gewerkschaft dazu bei, daß die notwendigen Weichenstellungen seitens der Politiker aus– bleiben, selbst dort, wo heute schon beschäf– tigun;;Jschaffende und rentable Prograrrme rrog– lich wären (zB W-anneisolierung, Fernheizung). Zum Schluß muß noch gesagt werden, daß ein Appell zum Sparen und gerechten Verteilen dann noch am ehesten von der Bevölkerung ak– zeptiert wird, wenn der Staat selbst mit seinen Institutionen und Vertretern mit den ihn anvertrauten Steuergeldern sorgsam urrgeht ( 11 Sollen zuerst einmal die da oben •. 11 ) • ein langjähriges Mitglied (Dieser Brief zu Fragen der Gewerk– schaftspolitik scheint uns weitver– breitete Vorurteile zu den behandel– ten Problemen gut zusammenzufassen; Vor allem das dominierende Gefühl, nicht geistige Anstrengungen zur Ent– wicklung neuer unkonventioneller Ideen werden uns helfen, sondern das Opfer, der Verzicht, also ein auf's moralische beschränktes Reagieren auf die Schwierigkeiten. Damit soll aber dem Brief nicht die Ernsthaftigkeit abgesprochen werden. Er enthält durchaus auch Ansichten, die stärker zu diskutieren sinnvoll wäre. Dazu gehören etwa die großen Unterschiede der Löhne zwischen ver– schiedenen Branchen, wobei jene am besten abschneiden, die am leich– testen uns allen das Geld aus der Taschtziehen können: die Banken über Kreditgebühren und niedrige Sparzin– sen und die E-Wirtschaft über den Strompreis. Beiden Bereichen bleibt übrigens das Konkurrieren auf dem Weltmarkt weitgehend erspart. r.k.)
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