Steyrer Tagebuch Nummer 18, Februar/März 1984
Portrait zum Meister bzw. Obermeister in den Steyr-WerRen waren der venneintliche Höhepunkt die– ses Banühens. Aus dieser gesicherten Berufs position wurde ich aus den Unständen heraus in eine ge– werkschaftliche Tätigkeit als Betriebsratsohnann der Ange– stellten berufen. Statt einer Übergangszeit von zwei Jahren wurden daraus 17 Jahre. In dieser Zeit hatte ich Gele– genheit, über gewerkschaft– liche und sozialpolitische Einrichtungen mein Wissen zu– sätzlich zu erweitern und neue Erfahrungen zu sarrmeln." (Abschiedsrede, 7.12.1983) Erfahrung des Aufbaus Die wichtigste Erfahrung des Franz Weiß (und seiner Zei t– und Klassengenossen) ist die gewaltige Veränderung der Le– bensverhältnisse im Laufe seines Lebens . "Beide entstarrmen wir jener Steyrer Generation, die in jungen Jahren die tristen Verhältnisse der Arbeitslo– sigkeit, der Not, des Hungers und des Elends in vielen Steyrer Familien kennenlern- te•••. Wie sehr haben sich die Um– stände gewandelt: Steyr als Inbegriff industrieller Pro– duktion und eines hohen Stan– dards technischer Entwicklung mit hervorragend ausgebilde– ten Arbeitnehrern bestätigt das erfolgreiche Wirken von Gewerkschaften und Betriebs– räten••.. Daß in Steyr ein hohes Ein– krnmensniveau, verbunden mit Kaufkraft besteht, ist nicht zuletzt ein Verdienst jener Institution, deren Vorsit– zender du bist, es ist aber auch ein Erfolg deiner Per– son im Zusamnenwirken mit deinen Mitarbeitern in den Steyr-Werken." (Laudatio für Josef Schmidl, 3.10.80) Vermittlung der Erfahrung Und wenn er vielleicht auch zu pessimistische Schlüsse daraus zieht, weil auch die heute junge Generation vor gewaltigen Problemen steht, die zu sehen vielleicht sei– nesgleichen schwer fällt, in einem Punkt hat der Alt-Bür– germeister sicher recht: für uns ist das Erlebnis dieses Wandels tatsächlich nicht nachvollziehbar. "Nur unsere Generation kann scheinbar den riesigen Fort– schritt abscratzen, den Österreich und wir alle seit dieser Elendszeit erlebt haben." (5.4.79 Laudatio für Dr. Bruno Kreisky) So wie Sie, Herr Bundeskanz– ler, Erlebniszeuge dieser Notstandszeiten im Steyrer ·Raum sind, bin auch ich von dieser Zeit noch sehr geprägt und werde bis an mein Leleens– ende diese Zeiten in mir tra– gen. Bis heute ist es aber nieniandem gelungen, die j ün– gere Generation davon zu überzeugen, wie die Zeiten waren, ihnen begreiflich zu mac~, warum sie entstanden sind und wie sie wirkten. " (Eröffnung des BMv-Steyr-M:>-– torenwerks, lo.3.198o) Zum letzten Punkt, dem Be– greiflichmachen der Ursachen, enthalten Weiß' Reden kaum etwas konkretes, obwohl er zu 11 diesem Thema allein durch Er– zählen über seine Jugend · eigentlich einiges beitragen können müßte. Das Bürgermeisteramt Immer wieder hat sich Franz Weiß zu seiner Auffassung vom Amt des Bürgermeisters Gedan– ken gemacht und darüber ge– sprochen. "Als Bürgermeister stelle ich mich irnner der Verantwortung, die an mich herangetragen wird und ich kann Sie versi– chern, daß ich es auch dann tun werde, wenn ich kritisch wegen Verfügungen betrachtet werde." (Amtsblatt 2/76, S 8) "Gegen die zwei Stinrnen der FPÖ gab mir der Geneinderat wieder das volle Vertrauen als Bürgenneister und damit auch die Basis, weiterhin für Steyr und die Steyrer arbei– ten zu können. Daß ich mir dazu die Hilfe und Mitarbeit aller positiven Kräfte sicher nicht unbegründet wünsche, zeigt mir die Unterstützung vieler Menscren in den letz– ten Jahren. " (Amtsblatt 12/ 79, S 3) "Ich habe inmer den Stand– punkt vertreten, daß es bes– ser ist, Entscheidungen her– beizuführen, als diese vor sich herzuschieben, nur weil sie vielleicht unpopulär sein könnten und nicht imner einhellig gebilligt werden. '' (Amtsblatt 12/83, S 3) Zu dieser Auffassung vom Amt gehört auch der Wille, gewis– se Situationen repräsentativ hervorzuheben. "Un die Bedeutung dieses Ju– biläumshöhepunktes zu unter– streichen, trug ich zum zweiten Mal in diesem Jahr die goldene Bürgermeister- 1kette." (Amtsbl. 1980, S 187) In engem Zusanunenhang mit seiner Auffassung vom Amt des Bürgermeisters steht
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