Steyrer Tagebuch Nummer 18, Februar/März 1984

10 Portrait: Alt-Bürgermeister Franz Weiss Mi t J ahr e s wechse l ging Bürgermeister Franz WEISS in Pension . Er war zwar kein durchschnittlicher, aber ein typischer Vert r eter seiner Art und Ge– neration von Politikern, der 'Macher' des wi r tschaftli chen Aufschwungs nach dem zweiten Weltkrieg . Sie haben ni c ht nur die Geschichte der Zeit ihrer aktiven politischen Tätigkeit ents che idend mitgestaltet, sondern wurden auch selber in ihrem Charakter, ihre n Ans ich t en und ihrer Weltan– schauung von den Schwierigkeiten und Er f olgen d iese r J a hre gep r ägt . Reinhard Kaufmann hat für das STEYRER TAGEBUCH aus Re de n i m Geme inder at, bei seinen Neujahrsempfängen und bei verschi edenen andere n Anl ä sse n und aus sei nen Äußerungen auf der 'Seite des Bürge r me i sters' im Amtsbl a tt, ein Portrait des Alt-Bürgerme i sters a n Hand von Auss agen z u de n ver– schiedensten Themen zusammengestellt . Im Folgenden lese n Si e de n ers ten Teil davon . Franz WEISS ist ein Mensch, dem viel gelungen ist, vor allem: einen Beruf zu e r – r eichen, mit dem er zufrieden war . "Würde ich jerrals gefragt werden, in welcher politi– schen Funktion ich meine größte berufliche Erfüllun;r sehen würde, rmIBte ich in Kenntnis der politischen Ge– samtlandschaft wieder die Bürgermeisterfunktion bevor– Zu:Jen. Sie ist es nämlich, die am ehesten meinen Her– kcmnen, der Art meiner Wei– terbildun;r, der perS®nlichen Ambition und nach der politi- sehen Überzeugung am meisten zusagt . (Abschiedsrede, 7. 12 . 83) Dieser Erfolg wurde ihm nicht in die Wiege gelegt (oder vielleicht doch ein wenig, denn Leute, die sich schließ– lich durchsetzen, müssen ja nicht unbedingt aus beionders behüteten Verhältnissen kom– men). Die einfachen Verhältnisse,in die er-geboren wurde, merkt man bis heute an seiner all– .täglichen Sprache - da kennt man sich aus - und auch seine .moralischen Vorstellungen ha- ben sich - al l em Ge r ede von einem vo l ksfernen Pr i v ilegier ten zum Trotz - kaum von de– nen der meisten Fa~harbe i ter und Anges t ell t en en t fern t. " ... zumal mir a l s Bub einer fünfköpfigen Arbeiterfamilie mein Werdegang nicht vorge– zeichnet war . Die H::>ffnun;rs– losigkeit in den zwanziger und dreißiger Jahren ließen Zukunftspläne besonderer Art gar nicht aufkcrnnen . ~ Wünschen meines Vaters ! folgend, hätte ich 1934 nach Beendigung der Hauptschule iund Ubersiedlun;i der Familie nach Linz eine bereits reser– vierte Lehrstelle als Rauch– farqkehrer antreten sollen. Der Bürgerkrieg 1934, bei dan mein Vater während der Kämpfe in Linz ums Leben kam, änder– te radikal die Familiensitua– .tion . Aus meiner Kindheitserfahrun;r rabe ich mich in j un:Jen Jah– ren nie für eine politische Funktion oder für eine aktive litische Arbeit interes– siert, sondern fand mein Be– tätigungsfeld im Sport . Neben den familiären Pilichten ver– suchte ich über den Zweiten Bildun:Jsweg meine beruflichen !Kenntnisse zu erweitern, im Bestreben auch tatsächlich weiterzukcmnen. Die Ernennun;r

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