Steyrer Tagebuch Nummer 17, Jänner 1984

Ankettungsaktion "Freitag, der 13 . " oder "Wir sind bereit , um das Hintegebirge zu kämpfen , " Am 23, Dezember wird im Ennstal eine anarchistische Idee geboren . (Einen Tag vor dem Geburtstag des Jesukindes, das sich bekanntlich auch zu einem ordentlichen Anarchisten entwickelt hat. Die Vorgeschichte bilden zahlreiche Vor– sprachen beiPolitikern: Geschichten, Bla . bla , ••• Lügen! Da Resumee : Etwas muß geschehen . Es wird etwas geschehen . Am 6 . Jänner Treffen in Losenstein, mit Lukas . Wir werden von Wien aus unterstützt , Montag , ich bekomme die ganze Woche Urlaub, ~ofort ab nach Wien . 3 Tage "Urlaub" in der Stadt. Alles will orga– nisiert sein . Es stellt sich heraus, daß das gar nicht so wenig ist . Schließ– lich ist es Mittwoch spät abends bis wir alle Leute informiert haben , Ketten· besorgt und tausende Flugblätter ge– druckt, verpackt und in ganz Öster– reich verschickt sind, Auch Presse und ORF wissen, daß eine Aktion steiqen soll . ach Mittwoch neun Uhr abends geht es ab, Einen kurzem Abstecher mit einem Packen Flugblätter nach St , Pölten und dann weiter nach Linz. Lukas und ich sind todmüde als wir nach weiteren Flu~is zu Andrea kommen wir können in Li nz übernachten , Donnerstagvormittag Abfahrt ins "Krisengebiet". Letzte Organisations– arbeiten - die Pressemappe muß noch fertiggestellt werden . Rasch wird es Abend . Und wieder ist es weit nach 8 1 Jhr bis sich endlich einmal alle Leute kennenlernen , die bei der Aktion dabei sind , Es gibt noch keinen genauen Plan, keine Einteilung der Leute , und so wird es schließlich 5 Uhr, bis die letzten im Bett sind .Transparente sind gemalt, das Anketten trainiert und auch sonst ist alles besprochen, Die Nacht ist kurz . Um halb acht Uhr geht's los nach Steyr . Um 8 Uhr treffe ich mich noch mit zwei Journalisten am Bahnhof - langsam bekomme ich eine Überwachunqsparanoia , Dann zum ver – einbarten Treffpunkt - alle sind da - 9 Uhr - der Bus kommt nicht (kummt net , kummt net) - halb 10 , die Pres~sammelt sich vorm Stadtsaal - der Bus ist immer noch nicht da (wieder einmal ist die Eisenbahn unpünktlich - nichts gegen die ÖBB) - wir müssen los - 1 21 beim anderen Bus geht die Schiebetür aber nicht auf - "der Bus kommt!" , ein befreiender Aufschrei - schnell hinein– zusammenketten und los . Am Leitnerberg stirbt der Bus dreimal ab - unserem Chauffeur flattern die Nerven - uns nicht weniger . Beim Forum ist die Ampel rot . Robett fuchtelt vorne herum (er zeigt den anderen, wie wir fahren), daß ich jeden Moment damit rechne, daß einer de~ beiden "grünen Männer" sein Funkgerät nimmt und durchgibt, sie kommen! Beim Arbeitsamt passieren wir die "Transparente" - sie masch!Leren los - die letzte Kurve - ich ducke mich zui Schiebetür - bremsen - ich reiße die Tür auf - los - mitten durch einen Haufen Leute - wenig "Offensichtliche" Polizisten - vor uns die Türen - Hans und Monika "gehört" die linke , uns zu • dritt die rechte . Die beiden werden sofort von der Tür gerissen, dann stürzt sich alles auf uns zu , das gibt ihnen gemütlich Zeit, sich anzuhängen . Wir haben Schwierigkeiten, bringen die Ketten nicht richtig um die Türgriffe und halten uns solange es geht . Peter würgen sie . Auf Manuelas Fingern steht ein Staatspolizist . Ich komme mit ein paar ~leinen Kratzern weg . Rund um u~s Getümmel, Verstärkung wird gefordert hinten sehe ich -zwei Leute ein Trans– parent hochhalten . Robert kommt . Er hat d~n B~s bei der BH geparkt und hängt sich Jetzt noch bei Hans und Monika an die Kette. Rufe nach einem Arrest– antenwagen - er kommt -

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