Steyrer Tagebuch Nummer 17, Jänner 1984
20 1 ~ _An_k_e_ttu_n.:::.gs_a_k_ti_o_n________ °'"_~_...3al,... ♦ ..... :--a__________,_ Nicht nur reden - wir müssen etwas tun. Die meiste Zeit reden wir, reden um den heißen Brei, Jetzt ist endlich etwas ge– schehen. Wir haben die Regierung sym– bolisch eingeschlossen, um in der Öffentlichkeit auf die immer mehr um sich greifenden Umweltprobleme aufmerksam zu machen , (Verbauung der Landschaft, Versch nJ.Jt zung der Luft, Verschmutzung des Wassers . ) Und wir wollten betonen, daß wir die Hinhaltepolitik d~r Regierung satt haben . Im speziellen gings bei der Aktion ums Reichraminger Hintergebirge, das zu den schönsten Waldgebieten und zu den beliebtesten Erholungsgebieten in Österreich zählt . Wir forderten eine wirklich ernsthafte Auseinandersetzung mit diesem Thema. Mit allem Nachdruck versucht die OKA in dieser Gegend ein Kraftwerk zu bauen , das wohl das unwirtschaftlichste in Österreich wäre, deren Folgen aber durch die Zerstörung der Landschaft katastro– phal wäre. Man redet vom Sparen und vom Umweltschutz und in einem Satz widersprechen sich die Politiker und die Menschen glauben ihnen 1 weil sie faul sind 1selbst Über Probleme die sie betreffen nachzudenken. So schiebt einer die Verantwortung auf den anderen. Man weiß von der Unwirtschaft – lichkeit des Projekts und von dem Eingriff in ·das schöne und unberührte Landschaftsbild und trotzdem sind unsere Politiker nicht fähig, ehrlich darüber nachzudenken. Was ist da alles im Spiel, denke ich mir7 Und plötzlich wußte ich, daß ich bei dieser Aktion mitmachen muß. Ich wollte endlich etwas tun, und nicht nur immer reden . Einige Leute von Global 2OO0halfen uns die Aktion vorzubereiten . Es ent– stand ein gutes freundschaftliches Ver – hältnis, und wir haben in der kurzen Zeit viel gearbeitet. Zuerst waren es viele, die für die Aktion waren, zum Schluß nur noch einige . MancheJdie zuerst dafür waren, stiegen dann doch wieder aus , Einer hatte sogar die Idee, sich mit Handschellen an die Politiker zu ketten, aber er machte nicht mit, sondern er kritisierte nach der Aktion unser Auftreten, Wir waren alle nervös , hatten plötzlich wieder Zweifel, aber dann wußten wir, daß wir es machen müssen . Die Presse war verständigt, ein Forderungskatalog erstellt, Transparente geschrieben, und Flugzettel gedruckt. Durch die Unte~· stützung der Wiener konnten wir die Aktion in einigen Orten Österreichs bekanntmachen und Flugzettel verteilen. Dann kam der Freitag : Gewaltlos und ohne Widerstand ging alles über die Bühne . Einige Leute ketteten sich an die Stadt– saaltüre , einige hielten Transparente, verteilten Flugzettel und überreichten der Presse eine Pressemappe . Schnell war di e Polizei da , nahm die Leute fest, und stellb:? die Ordnu~g wieder her . (Aber es gab doch da gar keine Ordnung man merkte doch bei dieser Regierungs– klausur, wie alles in Unordnung war) : Nur die meisten Leute glauben es sei doch alles in bester ·· Ordnu!1g,D~r Strom kommt bei der Steckdose heraus, das Wasser rinnt bei der Leitung her– unter , der Wald ist grün , und atmen tun wir ja immer noch. Bald waren die Verhafteten wieder frei, und wir waren zufrieden und froh, daß wir es gemacht haben . Die ~resse berichtet positiv darüber, man konnte in den Nachrichten hören, daß Jugendliche mit einer gewaltlosen Aktion auf die Umweltsituation auf– merksam machen möchten , Am Abend hatten wir Sitzung. Es gab von einigen Leuten ~chwere Kritik an unserer Aktion . Man kann ' s nicht immer jedem recht machen. Einige hielten sich darüber auf, daß einer der Angeketteten eine Tigerhose anhatte, (Wau!) Im großen und ganzen sollten aber alle froh sein, daß die Aktion gemacht wurde . Die OKA und unsere Politiker sollen wissen, daß wir bereit sind, um das Hintergebirge zu kämpfen, und sie sollen wissen, daß sie harte Verhandlung~– partner haben. Wir verkaufen das Hinter~ gebirge nicht. Ich erhoffe mir von d~eser Aktion, daß viele Leute anfangen nachzudenken, und daß sie begreifen, daß wir mithelfen unsere Politik zu machen, denn unsere Politiker werden immer unglaubwürdiger. Wir können uns aber nur dann aufhalten, und unseren Politikern Unfähigkeit vor– werfen, wenn wir selbst mitarbeiten, jeder von uns, denn es geht um unsere Umwelt, unsere Zukunft und unser Leben, das wir anders leben möchten. Ich bin froh, daß ich dabei war, und die anderen mitgemacht hoben. . He,n., 0
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