Steyrer Tagebuch Nummer 17, Jänner 1984

Hintergebirge für die Reichraminger Stauseekette ~tehen. "Welch ein Lebenswerk! Warum sollte sich dieser Traum nicht erfüllen können? Zerstörende Gewalten der Natur in Fesseln legen , Fluren schützen , fruchtbares Land gewinnen , bedrohte Häuser bewahren , die unter ihren Dächern wohnenden Menschen sichern in ihrem lachenden Glück ! Kann das Leben einem Künstler , einem Gelehrten , einem Feldherrn schöneres Werk bescheren?" Für manchen Kraftwerksbefürworter sind diese Worte Ludwig Ganghofers auch heute noch aktuell ! ••• " "••· Die Titel im Aufsichtsrat lesen sich honorig : Präsidenten , Direktoren , Professoren . Ein besonders rührigesMitglied ist Generaldirektor DR . -Erwin Wenzl , seit Jahresbeginn 83 als "Mister 100 . 000 Kilo– watt" bekannt : nicht nur, weil er statt 1,4 Schilling wie der Normalbürger nur 0,4 - 0,6 Schilling für jede verbrauchte Stromeinheit zu zahlen hat , sondern weil er im Jahr fast 100 . 00 Kilowatt verbraucht . Fast das 16fache des Durch– schnittsverbrauchers . (Kronen Zeitung) Generaldirektor Dr . Wenzel hat - als ehemaliger Landeshauptmann - wohl noch beste Beziehungen zu dem Parteifreund , früheren Sekretär und seinem Nachfolger LH Dr . Ratzenböck . Vielleicht ist daher erklärbar, daß dieser bereits im Oktober 82 ohne ökologisches Gutachten wußte, daß die für die Kraftwerkskette vorgesehene Landschaft zwar von 11 11/irk– lich einmaliger Schönheit" sein, gleich- zeitig aber sagte : "Ich plädiere für eine Lösung, daß man beim Er– schließen sehr aufpaßt. . " 11 " ..• Mit der Idee der Schaffung eines "Ntionalparks Hintergebirge" geraten die Kraftwerksbefürworter in Zugzwang . Mit unhaltbaren Behauptungen werde.n die Bürger verunsichert, der Druck auf einzelne breitet sich aus . Eine Atmosphäre des Mißtrauens, der Ver – leumdung entsteht . In den Orten REich– raming und Großramingvermeidet man öffentlich Stellung zu beziehen . Selbst Nachbaren belauern sich . Ein offenes Wort scheint zu gefährlich : "Bitte , sagen sie nicht meinen Namen , ich muß ja hier weiterleben . " "Wenn ich was dagegensage , dann heißt es , ich nehme anderen das Brot weqt ich se~ ein Volksschädling ." Nur ein Fluß– fischer, einer der wenigen , die sich äußern , spuckt aus uns sagt : "Scheiße" . Es herrscht Katakombenstimmung , aber auch ein unbeugsamer Wille , für die Umwelt einzutreten . Mit der Zeit sprechen sich 27 Org– ·anisationen für den Plan eines a– tionalparks und gegen das Kraftwerk aus; darunter der ÖAV, der Horld Wild life Fund , die Schutzgemeinschaft Alpen , die katholische Land- und Arbeitejugendgibt eine Aufklärungs– broschüre heraus : "Damit unsere Zukunft nicht verbaut wird" , lautet der Titel. ••• " Aussagen von Regierungsmitglie~ern an– läßlich der Regierungsklausur 1n Steyr zum Thema "Stauseen im Reichraminger Hintergebirge" : -- Dr . Steyrer , Minister für Gesundheit und Umweltschutz, sagte Vertretern der Aktionsgemeinschaft Hintergebirge zu : "lch werde mit Kollegen Haiden sprechen, daß die Kraftwerksprojekte nicht zum be– vorzugten Wasserbau erklärt werden , bevor ich mir alles angesehen habe . 11 Als Besichtigungstermin ist die erste Maihälfte vorgesehen. Die beiden FP-Saatssekretäre Murer und Dr . Ferrari - Brunnenfeld besichtigen Reichraming und die Schlucht des Reichramingbaches . Sie stellten fest , daß ein Kompromiß zwischen den Wünschen der E-Wirtschaft und den Vorstellungen der "Naturschützer" gefunden \1/erden müsse ••

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