Steyrer Tagebuch Nummer 17, Jänner 1984

18 Hintergebirge Vorsprache von Reichraminger Bürgern und derAktionsgemeinschaft für das Hinter– gebirge bei Landeshauptmann Dr . Ratzenböck . Knapp vor Weihnachten fuhren eine Delegation Reichraminger Bürger und Vertreter der Ak– tionsgemeinschaft für das Hintergebirge zu Herrn Landeshauptmann Dr . Ratzenböck nach Linz , um nochmals die Bedenken gegen die riesigen Staumauern in dieser nahezu ur – sprünglichen Landschaft vorzubringen . Vor allem die verschiedenen Jugendgruppen der Aktionsgemeinschaft trugen ihre Be– denken und Gegenvorschläge vehement vor und der Vorwurf an die Politiker , daß sie die Zukunft verplanen , ohne d~ Wünsche und Meinungen der jungen Menschen in die Entscheidungen einzubeziehen , blieb auch nach der Aussprache im Raum stehen . LH Dr . Ratzenböck betonte immer wieder, daß sein ganzes Betreben dahingehe , daß in Öberösterreich möglichst viele Heizungen auf elektrischen St rom urrgestellt werden , um die Brandstoffemissionen in der Luft zu reduzieren . Leider scheint man jetzt von einem Ext rem ins andere zu fallen . Auf die Frage , ob es nicht auch legitim sei , die Erhaltung wenigstens eines einzigen Baches in Oberösterreich zu fordern , der vom Urs~rung bis zur Mündung Trinkwasserqualität aufweist, ging LH Dr . Ratzenböck nicht ein, Hoffentlich trägt Herr LH Dr . Ratzenböck die Argumente der Aktionsgemeinschaft gegen· über den Herrn von der E- Wirtschaft ge– nauso vehemint vor , wie deren bei dieser Aussprache . l l Daß die Diskussion um das Reich– raminger Hintergebirge nicht nur im Inland Interesse erweckt, beweisen folgende Zitate aus der deutschen Bergsteigerzeitung "Bergwelt" . Inso– fern ist das auch interessant , das ja die BRD doch eines der für Öster– reichs Fremdenverkehr wichtigsten Länder i.st . 1 '' ••. Steil die Zornesfalte auf der Stirn des Bürgermeisters , scharf der Ton : "Ich soll nicht wissen , was wirklich los ist? Das 1st nur eine gewisse Gruppe, die gegen das Kraftwerks– projekt ist , das sind nur Junge, eine verschwindende Minderheit . Da sind sogar welche vom Suchtgift abhängig, Andere, die haben noch nie etwas ge – ccbeitet . Noch nie etwas geleistet . Studenten ! Namen? Da könnt ich schon welche nennen . " Die Stimme verliert an Schärfe : " Die Jugend ist ja eigen– tlich nicht schlecht , verstehen sie, aber ein paar leben halt momentan in so einem Milieu .•• Da sind sogar Lehrer dabei , Ich will ja nichts sagen, bin ja slebst Beamter , aber wenn ich jeden Ersten mein Geld erhalte, dann red ich mich leichter . (Auch ER? Anm . d , Red . ) Bürgermeister Odo Block von Reichraming, Polizeimajor in Steyr, gibt sich überzeugt. Die Bevölkerung steht hinter ihm, das Wohl der Gemeinde liegt ihm am Herzen . Das Kraftwerks– projekt der Ennskraftwerke AG muß verwirklicht werden , Eine r von denen , die angeb lcih so leicht daherreden ringt um eine Antwort, warum er gege n das Projekt ist : "Das Hintergebirg ist mia wia a Religion, i spür mi als Mensch, wenn i in dieser unberührten Natur bin . " Eine Situation wie in einem Groschen– roman . Ein ~/ildbach, soll aufgestaut werden . In kleine Dörfer kehrt die "große Politik" ein . Landesfürsten, Unternehmer melden sich zu Wort . Den Bürgermeistern, den Gemeinderäten werden die Augen weit . In einer Zeit allgemeiner wirtschaftlicher Schwäche garantiert man ihren "Gemeindekindern" (VOLT , Osterr , Magazin für Energie, Mai 83) für 6 - 8 Jahre sichere Arbeitsplätze, winken volle Haushaltskassen, werden Etschließungswünsche großzügig ge– nehmigt, geht es doch um Energie, um saubere Energie, die das Vaterland braucht. Schließlich kann das auch

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