Steyrer Tagebuch Nummer 17, Jänner 1984
141 =2;:W Jazzcomer Steyr ~ ~ ____ _:_ ______________ Seit die Baubehörde im vorigen Jahr den Jazzcorner in der GleinkeFgasse 21 zu– sperren ließ, sind die Organisatoren des gleichnamigen Vereinsverzweifelt auf der Suche nach einem geeigneten Domizil . Der Ver– lust ihres Klublokalsist aber nicht das einzige Problem, das den Leuten vom Jazz– corner Kopfzerbrechen bereitet . Der Magist – rat , der in den Anfangszeiten sogar finan– zielle Hilfe bot und zuletzt wenigstens ein paarmal die Patronanz für Konzerte übernarm, zeigt sich nicht mehr sonderlich interessiert an einer Zusammenarbeit . Und es sind nur noch wenigeMitglieder , die sich wirklich aktiv für den Jazzcorner einsetzen . Ein Großteil der Gründungs– mitglieder scheint sein Interesse am Fortbe– stand des Klubs verloren zu haben . Dabei begann alles sehr vielversprechend . Ausgehend von Volkshochschulkursen über Jazz wurden Plattenabende gestaltet, Kon– zerte geplant und schließlich der Verein ge– gründet. Dann fand man auch noch ein ge– eignetes Lokal (eben den Jazzcorner in der Gleinkergasse) , wo am 29 . März 1980 das erst Konzert über die Bühne ging . Bei diesen, und auch bei fast allen folgende Konzerten war das Publukumsinteresse sehr groß . Manchmal schien der kleine Saal aus allen Nähten zu platzen, aber gerade das heizte die Atmosphäre noch mehr an , und die Musiker fühlten sich hier sichtlich wohl . Kad. Ratzer , Aladar Pege, Alan Praskin, Tone Ja4ser, Tom van der Geld, um nur einige zu nennen, boten musikalische Glanzleistung– en . Einen der Höhepunkte für das Team von Jazzcorner stellten sicherlich die Proben für Adelhard Roidingers LP "Schattseite'' dar die in Steyr gemacht wurden . Vier ' . Tage lang mieteten sich die Musiker (Adelhard Roidinger , Pirchner & Pepl, Heinz Sauer Bob Degen, Michael Di Pasqua ' . und Aina Kernanis), die zum Teil noch nie miteinander gespielt hatten , hier ein, um die Stückeeinzustudieren . Die Premiere fand dann bei vollen1Haus im Jazzcorner statt , dann gabs noch ein Kon– zert in Linz, und daraufhin wurd~ die Platte im ECM - St udio in Deutschland eingespielt. Nachdem nun dreieinhalb Jahre lang er– folgreich Konzerte veranstaltet worden waren kam die Baupolizei etwas ver – spätet darauf, daß das Lokal kein~n ge– eigneten Fluchtweg besitzt, daß die Toil etten mangelhaft und einige Strom– leitungen veraltet sind . Der Jazzcorner wurde geschlossen, ohne ein Ersatzlokal angeboten zu bekommen . Für drei Konzerte wichen die Veranstalter in den Schmollgruberkeller aus, der je– doch auch keine Dauerlösung darstellt, da er langfristig an das JIZ vermietet ist . Die Organisatoren, al l en voran Erhard Teichmann , wollen auf alle Fälle weiter– machen, jedoch nur, wenn die derzeitigen Bedingungen verändert werden . D. h: : 1 . Die Vereinsmitglieder müssen wieder aktiver werden und viel mehr Mut zum Risiko zeigen als bisher . 2 . Junge Leute, die mitarbeiten wollen und neue Ideen haben, werden herz– lichst eingeladen sich beim Jazzclub zu melden . (Kontakt : Erhard Teichmann, Postamt 4400 Steyr) 3. Auf jeden Fall müßten neue R?um– lichkeiten gefunden werden . 4 . Vielleicht traut sich jemand Konzerte zu sponsern . Es muß nicht immer nur Jazz allein sein · interessant wäre z . 8 . Lit– erat~r + Musik gemeinsam auf die Bühne zu bringen . Nun drängt sich immer wieder der Vergleich mit anderen Jazzclubs in Oberösterreich auf, z .B. Ulrichsberg oder Ottensheim: Wie schaffen es die Leute vom Jazzatelier Ulrichsberg fast jeden Monat Spitzen– musiker aus der ganzen Wat auftreten zu lassen (Teilweise als einziges Österreich gastspiel der Künstler, z . B. der ~~nge deutsche Günter Klatt, neuer europaischer Starsaxophortis t, oder etwa Hannibal Marvin Peterson im Novembe r 83) . ur zur Erinnerungi Ulrichsberg liegt im nolöstlichsten Mühlviertel, oberhalb von
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2