Steyrer Tagebuch Nummer 16, Dezember 1983

23 LITERATUR - Schmitsberger ~ ------~---- ----------~ - drüben die Sonne scheint so grau ach so grau voriges Jahr fiel Regen naß wie Chrysanthemen es sonst im Oktober sind naß 1 eben wie Regen ja , voriges Jahr f iel noch Regen , viel wir schwammen in grünen Seen und dachten nicht an morgen , nie drüben die Sonne scheint grau wie Staub und Staub klebt auf meinen Händen Staub bedeckt mein Gesicht wie Fliegen im Sommer drüben die Sonne scheint so grau ' und deine Haut ist wie Staub - durch die Ebenen ziehen Herder von Rindern und treten den Staub aus den Steinen, die übrig sind und drüben die Sonne scheint grau wer kennt die Steine vom Staub von Haut 1 so grau? da s feuer ist zu kalt u111 das eisen zu schmelzen das wasser ist zu trocken um das eisen zu durchnässen die sonne ist zu dunkel um das eisen zu durchleuchten ejsen ist heißer als feuer ist nasser als wasser ist heller als die· sonne könnte man darau~ · folgern . die wüste ist zu feuc'ht um das eisen auszudörre11 die gletscher sind zu warm um das eisen zu erfrieren der tod ist zu lebenuig um das eisen zu töten . man könnte daraus sei ließen : eisen ist trockener als wüste ist kälter als eis ist toter als tod die Sonne geht unter und Purpur durchbricht den Staub wer kennt sie, so rot im Dunst wie Mohn auf den Feldern , den grauen daher tötet da s eisen alles lebendige Ein Schriftsteller saß in trauter Einsam– keit und stellte Schrift . Aber bald war die EINSAMKEIT nicht mehr so traut und die Schrift nicht mehr so gestellt . Also machte er eine Pause, holte tief Luft und fuhr dann fort , etwas Schrift aufs Papier zu stellen . Aber die untraute Einsamkeit blickte ihm über die Schulter und lächelte . "t-Jas grinzt denn so bled ~• fragte der Steller, "I waas eh söbn aa , daß de deppate Schrift net gscheid steht " und stellte einen umgefal- lenen Buchstaben wieder auf . Die Einsamkeit zog sich erheitert wartend in eine Ecke zu– rück, blieb aber im Zimmer . Das machte den Schriftsteller sichtlich nervös und immer öfter kam es vor , daß er einen Buchstaben auf den Kopf stellte oder ein seitenverkehrtes Wort wieder umwerfen mußte . So beschloß er, etwas gegen die Einsamkeit zu unternehmen und erfand die Zweisamkeit . Daraus ergab sich folgendes Bild : Ein Schriftsteller saß in trauter Zweisam– keit an einem Tisch und philosophierte mit seinem Rausch .

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