Steyrer Tagebuch Nummer 16, Dezember 1983
Peter -u-Henisch >>_1__1_offmanns Erzählt~mg~:Q- « Aufzeichnungen einesverwirrten Germanisten Immer wieder versuchen sie, unsere phanta– sie in Fesseln zu legen. In 5;chulen, in denen man mehr verlernt als lernt , in Be– rufen, zu denen man sich nicht berufen fühlt, in einer Wissenschaft, die längst nicht mehr für, und einer Politik, die längst schon gegen den Menschen da ist etc . etc. Dann scheint sie (die Phantasie) dar– nieder zu liegen, man kann sich bald gar nichts anderes vorstellen, als die Welt– herrschaft der Philister . Kaum mag man mehr leben - und wenn man gerade tod ist, dann macht die Aussicht auf Reinkanation überhaupt keinen Spaß mehi. Aber, Kreis– ler, ich sag dir, die Phantasie ist eine große Enfeßlungskünstlerin! Unversehens steht sie auf, nackt und schön, wie sie ist, und setzt sich - jetzt muß sie das lange Stillhalten ausgleichen - in Bewe– gung. Kennst du das Bild von Eugene Delacroix - La liberte guidant le peuple? Wer ich als a1maler besser, so würd ich ein Bild malen , auf dem die Phantasie das Volk '.ührt! - Anderseits ,sagte Kowalsky habe ich Angst . Daß sie die Phantasie er– sticken, vergasen, vergiften, ganz einfach in die Luft jagen! Weltweit verbrennen: sogar wenn sie selbst dabei drauf gehen . (Phantasielos, wie sie sind , können sie sich das offenbar nicht vorstellen oder jedenfalls nur unzureichend!) - Wa~ wir dagegen machen können? Ich weiß nicht! - Was ich versucht habe, daß tödliche Spiel der Mächtigen mit lebendiger Ironie zu unterlaufen, war immerhin ein Beitrag , aber damals wars noch leichter. Klar manc hmal ist auch mir di e Ironie in der Kehle stecken geblieben - dann war mir nur mehr unheimlich. Aber ich habe Hoffmann geheißen: das ist ein Mensch, der die Hoff– nung (trotz allem) nicht aufgibt! Hier schwieg er, erschöpft und beinahe ein bi ß– chen verl egen. Er trank und versuchte da- rüber hinwegzulächeln. '
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