Steyrer Tagebuch Nummer 16, Dezember 1983
Hintergebirge mehr sohaden wird, als das, das darnieder– liegen der wachstumswirtschaft momentan an– geblich tut. war es der weitverbreiteten, gottvertrau– enden gutgläubigkeit der durchschnitts– österreicher zuzuschreiben, daß sich je- der mit der lapidaren feststellung trösten konnte, bei uns sei das ganze ohnehin nicht so schlimm, so fällt§ nun auch unseren zeitgeistig weit nachhinkenden volksgenos– sen wie schuppeo von den augen! wir befin– den uns so ziemlich mitten drin im größten schlamassel. wenn auch punktoell anderswo mehr gesündigt wird, so erleben wir mit– lerweile auch in mitteleuropa mit den bru– talsten niedergang der natur, sprich: un– serer natürlichen umwelt. die apokalypti– schen ausmaße des sauren regens haben Österreich aufgrund seiner geographischen lage in der westwindzone ins obere spitzen– feld aufrücken lassen. ingolstadt läßt grüs– sen. wenn's auch noch nicht so schlimm ist wie im ruhrgebiet so müssen wir doch einge– stehen, daß das, was östlich von linz pas– siert, ja auch nicht gerade die gemütliche österreichische art $ein kann. angesichts der weitgehenden verschmutzung so vieler flüsse dieses lan9es, in fast ganz ober– österreich katastrophale ausmaße annimmt, angesichts der wenigen natürlichen frei– räume, die uns noch geblieben sind, sollte doch gerade in solcher nähe zum hinterge– birge in uns das bewußtsein überhandnehmen, in einer situation zusammengebrochener na• turkreisläufe ein ausgedehntes gebiet mit urspr.ünglicher gestalt und unbeeinflußtem naturraum für immer so zu belassen, ja da– für zu kämpfen. denn aus solchen gebieten entspringt die kraft zur "rückentwicklung der zivilisa– tion in für alle erträgliche bahnen". so eine revolution ist längst überfällig, auch wenn das viele noch nicht wahrhaben wollen , oder aus mangel an durchblick nicht können . zurück zu den lobbys. die lobbys haben neben ihrer position noch einen ganz wichtigen verbündeten, und das ist die käuflichkeit der leute, nicht, daß man von koruption sprechen kann,aber leute unter S 10.000,-- monatseinkommen, die mehr• heit also, haben meist nichtviel schule be– sucht und sind eingezwängt in den ökono– mischen überlebenskampf, sodaß in einer 17 phase der wirtschaftlich~rezession das arbeitsplatzargument schwer wiegt, auch wenn eigentlich das blaue vom himrnel her– untererzählt wird, allein das versprechen eines wirtschaftlichen aufschwungs durch den kraftwerksbau bringt das zum schwin– gen, was hier mit käuflichkeit gemeint ist . oder sollte man besser sagen: hier wird die bevölkerung für d:Jmm verkauft. lassen wir die zahlen sprechen : laut oka-betrief::ig:,at kellermeier werden zwei– bis dreihundert arbeitsplätze über drei bis ~ier jahre durch den kraftwerksbau geschaffen, wobei hier ekw-di·Pektor eil– mannsberger am 11. 11. 82 einschränkend feststellte : "( ••• ) wir können selbst– verständlich - das werden sie versutien - eine loo m staumauer nicht von örtlichen baufirmen bauen lassen, aber wir werden dafür sorgen, daß heimische firmen ein– geschaltet werden". was heißt, daß die anrainer gelinde gesagt durch die finu ger schauen werden. denn wenn man die techniker und bauprofis wegrechnet, wer– den wohl nicht allzuviele ortsansässigen angestellt .werden, beim bau. sei noch die frage erlaubt, was nach den 4 jahren bauzeit mit den dann erst recht arbeits– losen bauarbeitern geschehen wird? nichts desto trotz entblödet sich die spö des pezirkes steyr nicht, den kraft– werksbau im hintergebirge zu befürwor– ten, weil ein positiver einfluß auf die arbeitsmarktsituation im bezirk zu er– warten sei. dabei müßte es eigentlich ein offenes geheimnis sein, daß bei tech– nologischen großbauten bis zu 80 % der für den bau aufzubringenden mittel durch den maschinenpatl<aufgefressen werden. v~wo5~ A propo großbauten, eine im frühjahr s1~· durchgeführte un~ersuchung an großen stau– mauern brachte folgendes ergebnis: 31 % der staudämme wurden als gefährlich ein– gestuft, wobei für 119 !! diese über 100 m-dämme sofort-maßnahmen gefordert wurden, und wenn dann einer bei uns sagt: wir bauen dann viel gewissenhafter als die amis, dann wollen wir ihn auf die kolnbreirrsperre im maltatal hinweisen, die überhaupt noch nie dicht war und der– zeit 400 1/min an wasser verliert, durch undichte stellen in der mauer•••·•••·· aber dafür können ja die ekw nichts., die schlagen dafür den fässern den baden
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