Steyrer Tagebuch Nummer 16, Dezember 1983

11 icaragua braucht Frieden und seine Freiheit! icaraqua : Nach 450 Jahren der Erniedrigung , Unterdrückung und Ausbeutung, nach so viel Elend und Grausamkeit, nach so vielen Jahren des Hungers . 1979 gelang es endlich, das Joch der Dikta– toren abzuschütteln . Endlich war es soweit, mit dem Aufbau einer angstfreien, gerech– ten und menschlicheren Gesellschaft zu be– ginnen . Seit viereinhalb Jahren bemüht sich dieses Land unter riesigen Schwierig– keiten, die Ideale seiner humanen Revolu– tion zu verwirklichen . Die unter großen Opfern erreichten Errungenschaften können sich sehen lassen . Die Kindersterblichkeit im 1 . Lebensjahr konnt von 200 auf 90 von tausend lebend Geborenen gesenkt werden, für das 2 . Le– bensjahr von 149 auf 17 pro tausend Kinder . Gerade letztere Zahl ist wichtig , weil sie die Kapazität eines Landes andeutet, ange– messene Ernährung für seine Bevölkerung be– reitzustellen . Die Lebenserwartung stieg von 1979 bis 1982 von 53 auf 57 , 5 Jahre . Die Ausgaben für das Gesundheitswesen wur – den vervierfacht . Gab es 1979 erst 188 Ge– sundheitszentren im ganzen Land, so werden es mit Ende 1983 bei 450 sein . Heuer werden 5 neueKrankenhäuser fertiggestellt (laut Aussage eines gerade aus Nicaragua zurück– gekhrten Entwicklungshelfers) . 40 % der Bevölkerungsind seit 79 gegen Kinderlähmung, Tetanus und Masern geimpft . An Malaria sind um 50 % weniger erkrankt (im Nov . 81 wurden durch eine Tabletten– aktion 3/4 der Bevölkerung erreicht) . 1982 trat kein einziger Fall von Kinder– lähmung auf . Alle Neugeborenen werden TBC geimpft. Die Magen- Darm-Erkrankung konnte als häufigste Todesursache auf den 3 . Rang zurückgedrängt werden . Miemand mehr muß hungern Das staatliche Verteilungssystem der ra– tionierten und subventionierten Grundnah– rungsmittel funktioniert . Nicaragua hat dzt . die niedrigsten Lebensmittelpreise Mittel– amerikas . Für Bildung wird jetzt dreimal mehr ausge– geben als vor 4 Jahren . Die Analphabeten– rate wurde von ca . 60 % auf rund 12 % ge– senkt . Unter Somoza besaß l % der Bevölkerung 49 % de~ bebaubaren Landes , 71 % hatten nur 2 %. Durch die bisher nicht abgeschlossene Land– reform verfügten die Bauern im Sommer 83 . über 19 % des bebauten Bodens . Bis Mai 83 sind ca . l Mio ha Land verteilt worden , 70 000 früher landlose Familien haben nun zum ersten Mal ihren eigenen Grund und Boden Die Zahl der mit elektrischem Strpm versorg– ten Haushalte ist verdoppelt worden , mit Ende 83 soll laut Plan über die Hälfte aller Wohnungen elektrifiziert sein . In Nicaragua sind derzeit zehn politische Parteien, es ist nicht wie oft behauptet wird, ein totalitäres marxistisches Regime . icaragua ist ein blockfreieß Land und ver– sucht einen eigenständigen \Je 0 g zum Aufbau seiner Gesellschaftzu gehen . Di~-_..USA sind dagegen, daß icaragua wie jedes . andere Land , das Recht hat , seine Geschicke selbst zu bestimmen . " gefährlich" ist das neue icaragua schon für die USA . Es ist zu einem Symbol für die leidenden Völker Lateinamerikas geworden , die gerechtere Verhältnisse schaffen wollen . Das "ar:isteckende" Beispiel icarayua ist ge– fährlich, weil es ein Bazillus der Freiheit im Hinterhof Amerikas ist . · Diese Laus soll nun zerdrückt werden mit allen Mittel . I n icaragua wurde angesichts der drohenden In– vasion Amerikas der ationale otstand aus– gerufen , aber wie soll sich icaragua schützen? Welehes Recht nehmen sich die Großmächte heraus , andere Länder, Kulturen und Völker zu unterdrücken , ja zu vernich– ten? Ich stelle mir diese Frage sehr oft . Wir müssen uns darüber klar werden, daß es so nicht weiter geht , es ist unsere Pflicht , daß wir solidarisch mit diesen Völkern sind . Wir vom 3.-Welt-Laden verkaufen Kaffee aus icaragua um das Volk zu unterstützen , auch moralisch. Uir sitzen alle im selben Boot , wir Menschen sollten endlich einmal begrei– fen, daß es nur ein Miteinander , nicht ein Gegeneinander geben soll . f Ü Y '1~ f\ Ve. rt., -n. h Ge.~ t..~ V\ s ci ~ t v~~v-ed\"hrk(lif R,"k t

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