Steyrer Tagebuch Nummer 15, November 1983

4 Interview Bedrohliche Szenerie ZEIT:Sie haben eine Drohung auageaprochen, die viel Aufse– hen erregte und heftige Kritik ~i der IG Metall und der baye– ruchen SPD auslöste: Wenn die 35-Stwiden-Woche kommt, wollen Sie den Bau de, Werkes Regenabul'g abbrechen, Wie emat ist diese Drohung gemeint, die Ihnen den harten Vorwurf eine• ,.fragwürdigen Spiel, mit 3500 Arbeitaplätzcn• einbrach– te? K111nh1im: Wir haben nicht ge– droht. Wir haben - wie du un– iere Aufgabe iat ·- lediglich mit allem Ernst die wirtactiaftlichen Konsequen:un skizziert, die aich au, einer für una bedrohlichen Szenerie ergeben könnten: näm– lich 35-Stunden-Woche bei vol– lem Lohnausg_leich unter Beibe– haltung der bisherigen starren Arbeitazeitregelungen. ZEIT: Inwieweit würde die 35- Stunden-Woche die Produktion bei BMW verteuern? K11enheim: Sie würde BMW .du geaamte J ahre,ergebnia vor Steu– ern ko1ten, Die Folgen für un– iere Invenitionamöglichkeiten aind evident. Manche Vorhaben müßten dann gestoppt werden. In erster Linie könnte du ein 10 umfangreiches und in den An– f'ingen neckendes Projekt wie das Werk Regensburg betreffen. ZEIT: Wäre es bei den getroffe– nen Vorbereitungen einachließ– lich der hohen Vorleiatungen der Stadt Regensburg und der Förderzuugen de, oayeriachen Staate, für ciu Werk - die Rede war im Bayeri1chen Landtag von 140 Millionen Mark - über– haupt noch möglich, du Projekt zu stoppen? K111nheim: Möglich durchaua, wenngleich ea für alle Beteiligten eine aehr unglückliche und - 10 hoffen wir ·- nicht eintretende Konatellation wäre, Unaer Un– temehmen wäre dadurch dop– pelt belutet, denn wir müßten vertraJ•gemäß die erheblichen Vorle11tungen erstatten, ZEIT: Gibt ea denn echte Alter– nativen im Aualand, bei denen Sie erhebliche Konen 1paren könnten? K111nh1im: Eben das hat ja un– sere Entscheidung wesentlich beeinflußt, denn bereits seit lan– gem ist ierade unter dem Aspekt der Personalkosten Deutschland ein teures Land. Aber selbst den schönsten räum– lichen Verbund könnten wir nicht wider die kaufmännische Vernunft vertreten. ZEIT: Man hat Ihnen "Erpres– sung• vorgeworfen, Halten Sie es demie.senüber für ange– bracht, daß auch die Unterneh– mer auf die Offensive der Ge– werkschaften künftig aggreaaiver als bisher reagieren, so wie Sie in diesem Falle? K111nh1im: Sofern die Nennung von Konaequenzen von jenen als ell>resserisch und aggressiv. be– zeichnet wird, denen sie unan– genehm aind, gewinnen derarti– ge Begriffe einfach eine doP.pelte Bedeutung. So gesehen können. Unternehmer gar nicht aggre11iv genug argumentieren, um auf drohende Gefahren für die· Volkawirtachaft hinzuweisen. ZEIT: Hat es darüber Streit mit Ihrem Betriebarat gegeben? Auch der Gesamtbetriebsrata- voraitzende und stellvertretende Aufsichtsrauvoraitzende Kurt Golda hat Sie wegen Ihrer Äu– ßerungen kritiaiert. K111nh1im: Die Sorge unserer Betriebsräte um die Sicherung der Arbeitsplätze in den Werken und um die Schaffung zusätzli– cher Arbeitsmö1lichke1ten teilen wir durchaus, Insofern kann es mit einem Betriebarat, der seit Jahrzehnten unternehmeriachea Veratändnia zei~, in diesen Fra– gen grundsätzlich keinen Streit geben, Das schließt unterachied– liche Meinungen im Einzelfall natürlich nicht aus. ZEIT: Trotz dieser Auseinan– dersetzungen laufen sanz offen– sichtlich die Vorbereitungen für das Werk Regensburg auf vollen Touren. Wie ist der Zeitplan, den Sie ja immer noch hoffen einhalten zu können? K11enheim: Die Erdarbeiten ha– ben achon begonnen. Wenn allea nach Wunscti verläuft, 1011 die Produktion nach den Betriebafe– rien 1986 mit zunächat 100 Au- to• am Tag beginnen. Bald wird · der Aumoß auf 200 Einheiten TAGEBUCH-Gespräch mit Betriebsräten Am 5 ,11. 1983 führten Re1nhard Kaufmann und Karl Pragerstorfer ein Gespräch mit Arbeit – nehrrervertretern : Ferdinand ARBINGER, ÖAAB, Mitglied des tm– gestelltenbetriebsrates der Steyr-Werke ; Erich SIIVIMER, gewerkschaftlicher Links– block (KPÖ) , Ersatootglied des Arbeiterbe– triebsrates der Steyr-Werke ; Wolfgang WüHRLETINER, FSG , Mitglied des Ar– beiterbetriebsrates bei BMW-Steyr. Wir oochten die Leser darauf aufmerksam machen , daß kein Vertreter der Fraktion so– ~ialistischer Gewerkschafter aus den Steyr– Werken dabei war , was bei manchen Fragen ein nicht objektives Bild ergeben kann . Wir haben allerdings vor, für eine der nächsten Nummern einen Vertreter dieser Fraktion ~um Gespräch ~u bitten und ihm da– bei auch Gelegenheit ~ur Stellungpahme ~u verschiedenen Angriffen ~u geben . K111nh,im: Gewiß, unter Be– rilck1ichtigung der dann in Deutachland zu erwartenden Lohnkoaten erhalten au1ländi- 1che Standorte generell be11ere Auaganpchancen. erhöht und bia Anfang der f-•"c:";";";";";";";";";";";";";";";":::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::-- neunziger Jahre 1011 er nach ZEIT: Hat nicht gerade der riumlicbe Verbund zwiachen den ·werken Ihre, Unternehmen - München, Landahuc, Dingol– fing, Steyr und künftig Regena– bura - große Voneile? Vollendung einer zweiten Bau– atufe auf 400 Stück verdoppelt werden. Bia dahin dürften 3!00 Arbeitaplätze geachaffen wer• den. Für beide Stufen aind 1,2 bia 1,4 Milliarden Mark Invmi- tionen vorgeaehen, biJ zum Vergleich bringen wir als Beispiel dafür , wie Unternehmer die Probl eme darstellen , ein Interview der Hamburger Wochem::e i tung "DIE ZEIT" mit dem Vorstandsvorsit r;enden der Bay– rischen Motorenwerke Eberhard von Kuenheim.

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