Steyrer Tagebuch Nummer 14, Oktober 1983
Jugendzentrum AK geschlossen Plädoyer für ein Jugendzentrum in Steyr " ••• vorbestrafter , polizeibekannter Ju– gendlicher, mißbraucht Mädchen , Sozial– hilfeempfänger als Jugendzentrumsstell– vertreter ••• 11 Das paßte der STEYRER ZEITUNG , in der Saure-Gurken- Zeit genau ins Redaktionskon– zept . Der JUZ- Trägerverein hatte einen öffentlichen Grund, dem Vereinsziel ent – sprechend , auszus teigen . Der Säckelwart der · Stadt Steyr kann 250 . 000 S "vertunneln"l Angst und Mißtrauen kennzeichnen die Ge – fühle der Politiker und Verantwortlichen für Jugendfragen genauso wie der Öffent – lichkeit , wenn es um die Situation eines Jugendzentrums geht . Brutstätte von Linken Alternativlern AKW– Gegnern , Ort für Drogen- und Sexorgien , Zu– fluchtstätte für Asoziale und Arbeitsscheue , Vorschule von "Mini- Rockern". Dies es Etike t t sitzt so gut, daß man mit . Prestigeverlust rechnen muß , wenn man sich für ein JUGEND– ZENTRUM einsetzt . In Steyr ist es . notwendiger denn je über Fragen der offenen Jugendarbeit nachzuden– ken . Die Schließung des JUZ- AK im Sommer war genug Ausdruck d'er Rat - und Konzept – losigkeit der Stadt Steyr bei der Jugend– politik. Zur Situation Die Freizeit junger Menschen nimmt ständig zu . Zum arbeitsfreien Samstag kommt bald der schulfreie . Zu den wenigen arbeitsµn – willigen Jugendlichen gesellen sich jene unzähligen Schulabgänger , die keine Lehre f i nden . Die Freizeit der Jugendlichen nimmt aber auch durch wachsende Selb– ständigkeit, frühere Loslösung von de~ Elternhäusern ,und zurückgehendes g~meinsames Familienleben zu . Die Clique is~ l angst schon zur Ersatzfamilie geworden und be– stimmt den Lebensrythmfs. Di 7 L 7 benschan– cen der Jugendlichen haben sich in den letzten Jahren verschlechtert . Die Jugend– lichen sorgen sich um .die Zukunft oder leben fas : "bewußtlos" in der Gegenwart . Fluchttendenzen aus der Gesellschaft neh– men zu . Jugendliche finden kaum positive Le'~enskonzepte . Alle wissen , daß es aro– genabbängige Jugendliche gibt , wenige nur kümmern d:i.e Ursachen des Drogenkonsums . Die meisten machen es sich einfach , s i e geben den .Ab~ängigen die Alleinschuld an ihrer Situation . Sie reden von Schul– versagern , statt von Versagerschulen , vom Abs c 1 .1aum der Ge s ells chaft, statt von an sich und an der Umwelt Verzweifelten . Andere Jugendliche , ich meine um viele mehr , sind alkoholabhängig . Mit ihnen läßt sich , ganz legal , gutes Ge - 17 schäft machen . Dieselben und auch andere Jugendliche rufen sich der Öffent – lichkeit durch Schlägereien beim Stadt- und Wehrgrabenfest , durch Zer– störungen an öffentlichen Anlagen stete in Erinnerung . Bald wird die Zei t kom– men , falls sie nicht schon da i s t , in der man nicht mehr zwischen Unbeschol– tenen und Vorbe s traften unterscheidet , sondern nur mehr zwis chen Erwischten und Nichterwischten . Vereine und sons tige öffentliche Insti– titionen s ind im allgemeinen nicht be– sonders scharf darauf , aus dem oben genannten Kreis von Jugendlichen Mit – glieder anzuwerben . Unterschiedliche Erwartungen Jugendliche zeigen wenig Interesse sich einem bestimmten Vereinsziel oder einer bestimmten Geist srichtung unter– zuordnen , geschweige denn es als "Ein– trittskarte " zu lösen . Sie suchen etwas anderes , etwas , das sie während der letz– ten Jahre entdeckten und bei gegebenen Anlässen , wie einer Diskussi on IM JUZ- AK , formulierten . Sie möchten Räume ( am besten ein altes Haus ) als Treff– punkt . Wo sie ohne Kons umzwang in ihrer Freizeit zusammenkommen können , wo hingehen kann wer will , wann er Lust hat , wo er in Ruhe gelassen wird und nicht gleich angemotzt und umerzogen wird . Wo er seinen Lebensstil erfahren und leben lernen kann , wo er Wege fin– det , seinP.n Fr~izeitbereich zu ges tal– ten- von Dis co, Film, Kulturveranstal– tungen bis hin zu Werkstätten . Die Erwartungen der Erwachsenen in ein Jugendzentrum untersche~den s ich oft klar von denen der Jugendlichen . Der offenen Jugendarbeit , einem Jugendzen– trum wird im allgemeinen Einvernehmen die Integration schwieriger Jugendli– cher in Gemeinschaft Gleichaltriger zu– gewiesen . Wer die Integration schwie– riger Jugendlicher will, muß sich auch den entstehenden Problemen stellen . Ein Steyrer Kommunalpolitiker, der meint : " ••• wir betreiben eine gute Poli– tik für die Jugend, und keine für di e , die am lautesten schreien ; Aus steiger , Punker , Freaks, Rocker, Giftler ••• " , trifft es genau , obwohl er meint , dafür
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