Steyrer Tagebuch Nummer 13, Sommer 1983

Lokales Zum Projekt selbst liest man: "•·• geradezu ideale · geologische For– mation." " ••• ökologisch und ökonomisch gut durchdacht." "••• 11/esentlicher Impuls für die Ge– me.ind en ••• neue Dauerarbeitsplätze für die einheimische Bevölkerung ••• " Das diese Behauptungen ' von jeder Be– gründung völlig losgelöst sch\l/eben, braucht fast nicht mehr gesagt zu II/erden. Z.B. dies oder auch wieder Präsident Benya in der TV-Pressestunde am 5. 6. zu Z\l/entendorf bell/eisen, daß viele Ge- 11/erkschafter bis heute nichts begriffen haben von den ökologischen Problemen, die von unabhängigen Fachleuten schon vor über, 10 Jahren vorausgesagt wurden und deren schädlicher Einfluß auch und besonders die von den Ge\l/erkschaften vertretenen Gruppen trifft und tref– fen 11/ird. r.h. HEISSE TAGE IN GARSTEN Den Blick hinauf zum Kirchendach gerichtet, sagt die Frau zu ihrem Buben "Vor 40 Jahren 11/är das in drei Minuten vorbei ge\l/esen!" "Warum?" fragt der Kleine. "Na, die hät– tens runtergeschossen!" "Aha" saqt der ~leine (und kann sich nicht\l/ehren gegen ihre dumme Herzlosigkeit - Politik\l/issen– schafter ~ürden sagen: ihre latent fa– schistische Einstellung sei zum Vorschein gekommen). Auf dem Kirchendach in Garsten sitzen Z\l/ei Häftlinge der Strafanstalt. Sie 11/Urden beim Versuch, auszubrechen, er– tappt und damit die Aktion et\l/as wie einen Si nn behalten soll, nützen sie die Gelegenheit, auf unzulängliche Be– dingungen des Strafvollzuges aufmerk– sam zu machen. Tatsächlich 11/ird es zu einer Attraktion für alle, die die Chance sehen, Blut oder 11/enigstens Schande von Leuten mitanzusehen die man als Mitgleider unserer Gesell- ' schaft nicht mehr anzusehen braucht und denen man alles lautstark wünschen kann, 11/as denen zu 11/Ünschen, die unseren Ärger vi elleicht 11/irklich mitverursachen, zu gefähr lieh 11/äre. 7 Auch die Erleichterung darüber, daß es keinen Minister Broda mehr gibt, der auch für Verurteilte eine Behandlung als grund sätzlich resozialisierbare Menschen ein– fordert, 11/ird geäußert. F0r Ofner 11/ar es keine schwere Prüfung, niemand 11/ar gefährdet außer den Ausbrech– ern selbst. Für die Zukunft iit zu hoffen daß er sich als Minister ver~nt\l/ortungs- ' be\l/ußter zeigen 11/ird als in manchen Äußerungen aus der Oppositionszeit und dem dem ge\l/altlüsternen Druck mancher Be– völkerungskreise, die halt lauter auf– treten als die Sympathisanten eines hu– manen S~rafvollzuges, standhält. Uns allen 11/urde aber 11/ieder vor Augen ge– führt, 11/i e klein für ganz normale, durch– aus . anständige Menschen der Schritt zur Forderung nach jener Gell/alt ist, die ge– rade über diese normalen Leute letzlich immer das größte Unglück gebracht hat. Und trotz aller Auseinanderset zung mit den Ursachen des 3. Reichs steht man recht ratlos dabei. r.k.

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