Steyrer Tagebuch Nummer 11, April 1983
22 Basisgruppen Die Frauen nahmen mit Freude und großem Interesse am Kurs teil . Die Nachfrage war so groß , daß wir einen weiteren Kurs plan– ten . Abermals sprachen zwei Frauen beim Lei- _ter des Steyrer Kulturamtes vor , wie gehabt begegnete man uns mit Höflichkeit; diese Höf– lichkeit machte uns ziemlich ratlos , noch ratloser machten uns dann die Aussagen von Herrn Dr . Lutz . Wir wollten auch diesmal wis– sen , wieso es kommt, daß ein so wichtiger Kurs im VHS- Programm fehlt . Seine Antwort nach längerem Zögern und ·vorherigen Ausflüchten war : "Der Kultur - ausschuß hat die Entscheidung gefällt , diesen Kurs vom Programm zu streichen ! " Im Kulturausschuß befindet sich neben zahlreichen Männern nur eine .einzige Frau . Unbedingt erwähnenswert noch , daß Lutz von uns wissen wollte , worum es in die– sem Kurs eigentlich ginge, ob die Frauen da kochen , häkeln und Kindererziehung ler– nen? Wir erlaubten uns , ihn über die Kurs – ziele aufzuklär en . (Eine Frau von uns hatte inzwischen eine Leiterinnenausbildung ab– solviert) . Und dieser Dr . Lutz als Leiter des Kultur– amte$ hat nun di~ Aufgabe , den Kulturaus– schuß zu informieren - wir waren empört und erschrocken . Also machten wir auch den zweiten Kurs ohne VHS , auch diesmal übernahm der "Verein Gemeinwesenarbeit am Resthof " die Kosten . Der Bürgermeister unserer Stadt erlaubte uns nicht einmal die Benützung der neu eingerichteten städtischen Bücherei, in der auch VHS - Kurse stattfinden . Es han– delt sich doch nicht etwa um Privateigen– tum? Wir schließen uns da voll der Aussage von Mag . Preyer an , der im Steyrer Tagebuch sagt : "Kein Groschen, den das Kulturamt ausgibt, gehört dem Amt oder der Gemeinde . Es ist unser Geld , das diesem Amt zur Ver– waltung anvertraut ist ! " Gerti Fellerer, Lore Heindl -rW°rL +1-vrz _ Es ist zwar schon einige Zeit vergangen , aber man spricht noch immer von der Frie– denswoche . Wenn ich zurückdenke, kommen mir eigentlich sehr positive Gedanken . Die Veranstaltungen waren sehr gut besucht . Bei einer , dem Film "Das Kriegsspiel" , ka– men mehr Leute als der Vorführraum fassen konnte . .Alle Veranstaltungen fanden ein po– sitives Echo und wurden auch von nicht aus der "Szene" stammenden Leuten besucht . Der Friedensmarsch , als Höhepunkt der F.rie– denswoche, war dann doch ein bißchen ent– täuschend, da nur 180 Leute kamen . Das Wet – ter spielte dabei sicher eine Rolle, aber wir hatten uns mehr erwartet . Im Gesamten gesehen , war es von Vorteil , daß wir, die Veranstalter , nicht ein oder zwei, sondern fünfzehn Organisationen waren . Dadurch erreichten wir schon eine - ~roße Anzahl von Leut~n . Dadurch fiel es nicht mehr so leicht, uns einfach als einseitig oder links abzuqualifizieren . Es ist uns, glaube ich , auch gelungen, mit der Ausstellung und dem Begleitprogramm vie– le Menschen und besonders Schüler über die Problematik des Rüstens und des Friedens auf– zuklären . Außerdem hat aliein die Öffentlich– keitsarbeit (400 Plakate, mehr als 10 000 Flugzettel , ein Informationsstand , Sandwich– tafeln und Wer"bung in der Zeitung) eine Aus– einanderset~ung mit dem Thema nach sich ge– zogen . Die Besucherzahlen (1250 bei der Ausstellung , 1450 bei den Veranstaltungen) zeigen, daß in der Bevölkerung das Interesse in Richtung Fri den s t eigt . Dies gibt uns Ansporn für weitere Akt ionen, Veranstaltungen und Überlegungen . h . 1.
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