Steyrer Tagebuch Nummer 10, März 1983

Ein (:} für Kinder? Kinder im Stadtteil Münichholz Münichholz - ein schönes Steyrer Wohnge– biet ! Dort gibt es alles, was man sich für ein Wohngebiet wünscht, wie : viele Grünanlagen , einen Wald , Wiesen , Schre– bergärten, fast nur zweistöckige Häuser, - und es gibt alles nicht, was ein Wohn– viertel stören könnte , wie: viel Verkehr und Betonburgen . Funktioniert ob dieser Gelegenheiten das ~usammenleben der Menschen ideal? Eihe Gruppe von Kindern (oder soll man Jugend– lichen sagen?) berichtet von ein~gen Er– fahrungen zum Jungsein in Münichholz . "Wir Kinder und Jugendliche machten etwa ab dem Hauptschulalter ständig die glei– chen Erfahrungen . mit unseren Mitmenschen, wenn uns einmal die Lust packte in unsere Freizeit etwas ~nderes zu tun als vor dem Fernseher zu hocken oder zu lernen . Die Grünanlagen sind nur für Hunde , nicht· aber auch für Kinder da . Probieren wir es auf den Parkplätzen vor dem Haus zu spie– len , dann können wir sicher sein, daß bin– nen fünf Minuten sich irgendwo ein Fenster öffnet und jemand in der gröbsten Tonart auf uns herunterkeppelt (sprich : käwit) . Das Ende dieser Aktionen unserer lieben Nachbarn ist immer , daß wir das Feld räu– men . Denn unsere Standhaftigkeit wird zu– letzt von den Drohungen erschüttert , man werde uns bei der Polizei oder bei der WAG (Wohnungsaktiengesellschaft) anzeigen . Gar nicht selten werden die wörtlichen Angriffe durch materielle Geschoße unterstützt , wie : Tomaten , Wasser (zwischendurch auch mal Ku – kidentwasser ! ) , Äpfel , Pantoffel (bestia - lisch stinkende ! ) ..•. Es kann aber auch sein , daß jemand , bewaff– net mit schlagkräftigen Gegenständen , zur Tür herausstürzt . Die Absicht zielt eindeu– tig auf uns ab . Man braucht sich nur vor zustellen , wie ein flotter Zehnjähriger mit einem gesetzten Er– wachsenen um die Wette rennt. Dann weiß man wie solctie spor t l ichen Attacken in der Re– ge l ausgehen . Es ist auf jeden Fal l ratsam , bei Auseinan– dersetzungen das We ite zu suchen , denn auf Diskussionen lassen sich al l j ene , die uns mit Wor t und Tat angr eifen nicht ein. Ab und zu kommt es zu bühnenreifen Vors tel – lungen , wozu man he r zlich l achen und Beifall spenden könnte , wenn das Manuskript dafür nicht so traur ig wä r e ." 13 ~{1'1)w,wJ.JJ ;.&v,,; •• • • •• • faule Äpfel in der Einbahnstraße ·Das war vor etwa drei Jahren . Ich ging mit meinen Freunden auf die Wies e am Wald – rand Fußballspielen . Diese wählten wir schon mit der Absicht aus , dort mit eine r alten "Freundin " zusammenzustoßen . Sie war gerade mit Äpfelklauben in ihrem Garten beschäftigt . Mitten im Spiel beschoß sie uns mit faulen Äpfeln . Kurz entschlossen sandten wir diese Geschoße zur ück: Sie ließ den Korb , den sie gerade er gr iffen hatte , fallen und schrie :"Hilfe , die bösen Buben schießen mit faulen Äpfeln auf mich !" Dann ging sie zur Polizei , welche aber nichts unternahm . •

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