Steyrer Tagebuch Nummer 9, Februar 1983
16 Arbeitslosigkeit F.: Kannst du dir vorstellen , daß du we– niger arbeiten würdest - es wird jetzt viel von Arbeitszeitverkürzung geredet ? A.: Wenn ich mit jemandem die Arbeit tei– le , so würd halt jeder weniger bekommen . Das könnte ich mir vorstellen . F.: Es heißt : wer arbeiten will kann auch ansonsten ist er faul . A.: Da braucht man sich nur die Arbeits - losenrate anschauen . 3 , 2% im Vorjahr , heuer 4 , 5% . Da können nicht die Leute fauler geworden sein . F.: Fändest du es eine Lösung woanders arbeiten zu gehen - zb. in Wien oder in Vorarlberg? A.: Nein . Ich hab meine Eltern da ,mei– nen Freund , meine Bekannten . Sollen' s da halt keine Schule herbauen , wo ' s keine Posten gibt . F.: Wenn du in den Medien hörst , was die Politiker alles für die Arbeitsbeschaf– fung tun , was denkst du dir da? A.: Am Anfang hab ich mir so Sendungen an– gehört , aber man merkt nicht , daß die was tun . Man hört , daß eine schlechte Situa - tion im Baugewerbe ist , aber von Schulab– gängern oder Leuten , die eine Lehre ab– geschlossen haben , hört man nichts . F.: Es gibt Leute , die sich beschweren , daß es viele Gastarbeiter gibt , die den Leuten Posten wegnehmen? Glaubst du das? A.: Nein , die machen eine Arbeit , die sonst niemand machen würde . F.: Hast du sie oder ihre Kinder , die schon in -Österreich aufgewachsen sind , bei Stellenbewerbungen gesehen? A.: Nein . F.: In Deutschland hat das Arbeitsamt Firmen gegründet , damit die Arbeitslo– sen z . T. zur Umschulung , z . T. zur Übung i n einem Betrieb arbei ten Können . Könn– t e das für dich , wenn auch nur vorüber– gehend , eine Hilfe sein? A.: Das fänd i ch eine gute Idee , Das wär auch praxi sna h. Sicher besser als Nichts– t un. F.: Hast du dir überlegt , überhaupt was anderes zu suchen? · A.: Ja , aber das hab ich viel zu spät ge– sehen . Erst mit 18 eine Lehre anfangen , das ist halt spät . Ich hätte es auch als Verkäuferin versucht , aber vorerst war für jeden klar , daß ich nach der HASCH ins Büro gehe . Da trifft man bei der Be– werbung auf richtiges Unverständnis . Sie haben gesagt , mit so einer Schulausbil - dung brauchen sie niemand . F,: Hast du das Gefühl , daß die Firmen ausnutzen , daß es schwerer wird? A.: Ja , das glaub ich schon . Ich hab ge– hört, daß sie zu wem gesagt haben , "Wenn ich jemand anderen bekomm , hau ich dich sowieso raus !". Das Betriebsklima ist so schlecht dann , daß man es nicht aushält, F.: Traust du den Politikern zu , daß sie eine Lösung finden? A.: Ich weiß nicht recht . F.: Du hast in dem Interview deine Er– fahrungen mitgeteilt , vielleicht hilft das einigen . Wir danken dir . Das Interview führte Pr ager,stor fer
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