Steyrer Tagebuch Nummer 8, Jänner 1983

Der Arbeitsplatzkommentar Es gibt noch Leute, die sich er - innern können, wieviele Arbeits - plätze uns damals versprochen wur– den, als Steyr - Daimler - Puch noch mit von der Partie bei~ Kas - sieren öffentlicher Subventionen zum Investieren war:) 800, it an– deren Worten: die seinerzeitige Summe wurde für die Schaffung von 1 800 Arbeitsplätzen geqeben und aenorr.men. (AIT'tsblatt der Stadt Steyr 3/81, S.4 "Die Stellungnahme der Stadt Steyr erfolate brieflich mit dem Hinweis, daß b~reits in einer Verhandlung am 21.2.80 zwischen der Geschäfts– führung des Motorenwerkes und der Stadt Steyr einstimmiq über zusätz– liche Förderungen seitens der Stadt für die Ausweitung des Projekts auf 1 500 Arbeitsplätze erzielt wurde". (Dieses "einstimmig" hängt schon allein rein sprachlich in · der Luft!) Amtsblatt 6/81, s.3 (Heinrich Schwarz auf der Seite des Bürgermeisters): "••• für den Endausbau werden Arbeits plätze für insgesamt 1 800 ~itarbei– ter geschaffen werden ·önnen.") · Etwas spießt sich beim Rechnen, wenn man nun von den Streitereien hört, ob zu den für nächstes Jahr gesicher-– ten 1 000 Arbeitsplätzen im Steyrer BMW - Motorenwerk die Schaffung wei– terer 800 öffentlich gefördert wer - den soll. Wenn ich Adam Riese richtia verstanden habe, wird hier versucht, für ein und dieselbe Leistun~ doppelt zu kassie - ren (und zu geben). Aber es soll hier nicht mit der Sorge urr Arbeitsplätze gespaßt werden und auch einem kriti - sehen Beobachter der entsprechenden Bemühungen erscheint es nötig anzu - erkennen, daß die österreichische Bundesregierung eine der ganz weni– gen der Welt ist, der man die Sorge wegen der Arbeitslosigkeit glauben darf. Gerade weil nicht ~espaßt werden soll, müssen alle Transaktionen, die unter dem Etikett 'Arbeitsplatzsicherung· der Öffentlichkeit verkauft werden, besonders aufmerksam betrachtet wer– den. 3 Dabei fällt auf: - das forsche Auftreten dec Steyrer BMW - Direktors am 6.12.1982 in "10 vor 10", dessen Forderung nach staatlichem Geld dem gesunden Volks– empfinden (wenn auch nicQt im straf– rechtlichen Sinn) einer Erpressung gleichkommt; - gerade jene Marktwirtschafter, die immer applaudieren, wenn ein kon - servativer Politikerdarsteller über "zuviel Staat" jammert, halten für Investitionen und zur Verlustab - deckung die Hand nach öffentlichen Mitteln auf - und stecken Gewinne nach wie vor nur in die eigene Ta– sche oder lassen den Staat erst recht mit den Arbeitslosen sitzen, wenn es sich für sie rentiert hat; ja sogar erfolgreiche Betriebe, wie die GFM melden Wünsche nach staat– licher Förderung an, wie im Amts - blatt 12/82, S 5 zu lesen war: - jede Bank sichert sich Einfluß auf die Unternehmenspolitik ihrer Gläu– biqer zusätzlich zum Geschäft mit . , den Zinsen - der Staat hingegen ver– schenkt Subventionen und wird (sie– he den Ausstieg der Steyr-Daimler– Puch AG aus der Gesellschaft mit BMW) nicht einmal richtig infor - miert, was damit geschieht. Wenn schon richtig sein mag, daß die Reqierung in der gegenwärtigen Situation kaum eine Alternative hat - es i s t notwendig und muß daher er - laubt sein, mit den Zähnen zu knir– schen, angesichts solcher demokra tisch nicht kontrollierter Macht der Konzerne und nach Alternativen zur Arbeitsplatzpolitik durch bloße Ge– schenke zu suchen. r.k.

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