Steyrer Tagebuch Nummer 8, Jänner 1983

Notruf für Frauen - auch in Steyr In und um Steyr gi b t es keine geschlagenen und vergewaltig - ten Frauen. Das wurde uns in - direkt von Magistrat und Poli- . zei mitgeteilt. Wir wissen aber, daß es sowas auch in Steyr aibt, und versuchen deshalb, innerhalb unserer Möglichkeiten zu helfen. Angefangen hat es mit einer Frauengruppe irr QaJT1ali9en EVA. Als eine der ersten Aktionen wurde 1980 ein Brief an die Po– lizeidirektion Steyr verfaßt. Wir baten höflich darum, unsere Namen und Adresseri an Streife - beamte weiterzuleiten, damit sie uns verständigen könnten, wenn eine Frau weinend und veräng - stigt auf der Straße stand und sich nicht mehr in die Wohnung zu ihrem rabiaten Mann zurück– traute. Es geschah nichts, ganz im Ge- – genteil. Ein Funkstreifebeamter, der uns gut bekannt war ·und dem wir unser Anliegen anz privat mitgeteilt hatten, wurde, nach– dem er eine Frau aufgelesen und mit dem Dienstwagen (welch ein Vergehen!) zu einer von uns gebracht hatte, in ein ruhiges Revier versetzt, damit er kei– nen Schaden mehr anrichten konnte. Die nächste Frau, die schlechte Erfahrungen mit ihrem Mann und der Polizei gemacht hatte, versuchte einen Artikel in der "Steyrer Zeitung" unterzubrin– gen. Wir warteten die erste, die zweite, die dritte Zeitung ab. Es geschah nichts. Im Frühjahr 1982 zog eine un– serer Frauen nach Wien und so war plötzlich eine billige, kleine Wohnung in der Stadt frei. Der Weg für einen "Not- ruf für geschlagene Frauen" war geebnet. Wir hatten eine Wohnung, eine TelefonnulTlITler, die den ganzen Tag besetzt war und ein großes Stück Zuver - sieht. Unser Notruf wurde in Anspruch genoJTlmen und wir ' f~eu– ten uns, daß unsere Hilfe in n– spruch qenommen wurde. Ein halbes Jahr ging alles ~ut. Leider wurc e 17 Basisgruppen dann aber durch das kurzsichtiqe Verhalten eines Mannes, der wu~te, daß es eine Notrufwohnung für Frauen war, und trotzderr glaubte dort ein paar Tage schlafen zu können (natürlich ohne unser Wis– sen), der Hausbesitzer aufmerk - sam. Wir wurden fristlos gekün - digt. Unsere Bemühungen über das Magistrat eine Wohnung zu bekommen sind fast aussichtslos. Aber wir suchen wei– ter. Vielleicht liest einer der frauenfreundliahen Herren am Woh - nungsaJTlt unsere Geschichte oder ei– ne(r) der Leserinnen (Leser) kann uns weiterhelfen. Frauengruppe im Münichholz Schroftgasse 1 tel. 07252/63470 4400 Steyr SCHULE ZUM SELBERMACHEN Belastung oder Chance? Die Idee, "gründen wir selbst eine Schule, versuchen wir eine neue Struktur, in der Ki_nder das Lernen lernen und das Fragen nicht ver - lernen - die angstfreie Schule", hat mich interessiert und begei - stert. Unsere Treffen finden jeden Frei– tag statt: wir sind derzeit sieben Leute und beschäftigen uns momen– tan mit bereits gegründeten Alter– nativschulen und ihren Erfahrungs– berichten. Erster Schock: Warum sind wir nicht mehr? Trotz Werbung und persönlichen Gesprä– chen! Es gibt doch so viele Eltern und Lehrer, die sich mit der herkömm– lichen Schule unzufrieden und mundtot fühlen! Von denjenigen fühle ich mich wirklich allein - gelassen. Ich schrei' s doch schon aus mir heraus:"Macht mit, kommt doch, wacht auf! 11 Wie lange rruß ich noch schreien bis einer kommt und endlich mehr tut als bloß zu sagen:"Super, was ihr da JT1acht! 11 ? Für mich ist es eine notwendige Voraussetzuna, daß unmittelbar Betroffene, wie Kinder, Eltern und Lehrer aktiv an der Gestaltung der Schule teilnehmen, damit sie wirklich gelingt.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2