Steyrer Tagebuch Nummer 8, Jänner 1983
14 Umwelt die Kraftwerksneubauten zwingend erforderlich erscheinen ließen. "Es geht bei der Kraftwerksdis - kussion n icht um Leuchtstoffröhre oder Kienspan, sondern um geist - los vorgeschriebene Zuwachsraten, um Nuancen des Luxus, um Varian– ten der Verschwendung." Die Ver– antwortlichen wollen nicht ein - sehen, daß übersteuerter Enerqie– verbrauch nicht zu einer automa - tischen Steigerung der Lebensqu~– lität führt. "In einer jüngst veröffentiichten Studie liegt die Lebensqualität des Österreichers im Spitzenfeld des Weltverqlei - ches, während die des D~rch - schnittsamerikaners mit seinem dreimal höheren pro-Kopf Energie– verbrauch weit abgeschlagen im unteren Feld rangiert." Genauso unzutreffend, so Prof. Paul Blau, die immer wieder ins Treffen geführten Schlagworte von "sozialer Gerechtigkeit und Voll– beschäftigung", wie die ~rbeits - losenraten in Amerika bewiesen. "Da Arbeitslosigkeit heute vor– wiegend aus Absatzkrisen und Hin– ausrationalisieren von Menschen durch technische Eneraie resul - tiert, ist es eine Illusion, - 2u glauben, sie könne einfach durch noch mehr Energie bekämpft werden." Die Experten in Österreich waren keinesfalls einfallslos und woll– ten "Staatskonzerne mit der forc– ierten Herstellung energieverzeh– render Wegwerf-Plastikflaschen und Alu-Bierdosen sanieren." Das gewünschte Ergebnis blieb aus:das Defizit der Rohaluminium-Indu - strie kletterte auf 590 Millionen (bei einem Stromverbrauch in der Grcßenordnung Vorarlbergs!), das der Vereinigten Stahlwerke auf über 700 Mi 11. Schilling. " Die Konsumenten spielen nicht rrehr mit, der Naturschutzbunc hatte ein Argument mehr gegen c.ie of– fizielle Politik, denn für die stolze Surr~e von 70 Mill. S wur– den ganze 30 Arbeitsplätze an vollautomatischen Plastikpreß– rnaschinen geschaffen, sodaß der Umweltminister, ••• , 11 feststellen mußte: Flaschen und Dosen für Österreichs Müllberae entsprächen eiqentlich nicht aanz seinen Vor– stellunqen von #intelliqenten# Produkten. II • • Weniq intelligent erscheint auch r1as sture Festhalten an "11axi1T'al– varianten großtechnischer Kraft - werksprojekte", bei deren Reali - sierunq "unwiederbringliche Natur– und Kulturwelt vernichtet würden. (Pmbalfälle, Kamptal, Reichrarrtin– ger Hintergebirge). Uro irreversible Schäden zu um ehen, "konzer:triert sich die Ablehnuna der Umweltver– bände auf alle Typen zusätzlicher Großkraftwerke, ••• , solange nicht alle sanften Weqe einer besseren Energiepolitik ~ingeschlagen wur– den". Durch einen Abbau c1er Ver - schwendung und eine überlegtere Ausnutzung der vorhandenen Energie, könnten "mindestens 40% unseres heutigen Rohenergieverbrauches ohne Einbußen an Komfort und Lebensqua– lität" einges art werden. Vorschlä- 9"e ehen in Richtunq einer "wärme– technischen Sanierun9 der -ebäude, Abwärmenutzuncr und Kraft-Wärire- Kup 1 un .. , Reak.ti vierun _ von Klein– kraftwerken, Förderung solarer Warmeasseranlage~, Tarifgestaltung mit Sparanreiz, eines Uberganges zu energiesparender Verkehrspolitik •• ~" Anstatt mit Energienotstand und Ar– beitslosigkeit zu drohen, sollten die Verantwortlichen auf dem Ener– siesektor den konstruktiven Vor– schlägen der Uroweltschützer Gehör schenken ;und ihre Bedenkungen ern– ster nehmen, bevor es zu spät ist.
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