Steyrer Tagebuch Nummer 7, Dezember 1982

Wutschaft Der Kommentar zur Elektrizitätswirtschaft Die große Schwierigkeit, Pr·ojekte der Elektrizitätswirtschaft sachlich zu beurteilen ,. entsteht durch die geheimniskräll}erische , oft irreführende , oft undemokratische und bauernfängerische Art, wie deren Vertreter Anrainer und Menschen anderer Meinung behandeln . Mit wehrlosen Zahlen und Daten wird jeder gewünschte Zusammenhang und Sachzwang "bewiesen" . Die Diskussion um die Atomenergie ist all dem nur das gefährlichste und offensichtlichste Beispiel . Das böse Ergebnis 4ieses Eindrucks mangelnder Ehrlichkeit ist die völli~e Verunsicherung der Betroffenen, die sich immer öfter als Betrogene fühlen . Denn eines · ist klar: Wenn wir unseren Lebensstandard halte~ und verbessern wollen und das hat noch niemand angezweifelt w~nn wir auf weniger Umwelt- und gesundheitsgefährtiche Energieformen umsteigen wollen und dies wird von allen vernünftigen Zeitgenossen parallel zur intelligenteren Verwendung gefordert so brauchen wir Elektrizität und ZWßr möglichst aus Wasserkraftwerken. Bei daraus folgenden Bauentscheidungen kann es schon vorkommen, daß es schwierig ist, zwischen verschiedenen Werten, z.B . ·sauber „erzeugtem Strom und der Erhaltung 'ibedeutender Naturschönheiten, abzuwägen . Dabei sind Kompromisse zu suchen, die vielleicht manchem das Herz bluten lassen. Dies ist erträglich, wen~auf Grund richtiger und umfassender Information eine für die Demokratie anständige Entscheidung unter Beteiligung der Betroffenen zustande kommt . Die Schuld der verantwortlichen Vertreter der E- Wirtschaft und der Politiker besteht in ihrem trotz allem andauernden Vertrauen allein auf die Planungen von Experten , die meist auf ihr enges Fachgebiet beschränkt sind,und ihr Versuchen, das Volk auf die Rolle applaudierender Konsumenten ab dem Zeitpunkt der Eröffnung des technischen Wunderwerks zu verweisen . Ihre Dummheit besteht dari n , daß sie trotz aller Erfahrungen ( s iehe "Rettet das Steyrtal " und Zwen t endorf) diesen Stil fortsetzen, um erfreulicherweise immer öfter böse damit einzufahren . Zum Hintergebirge : Ich weiß nicht, ob das geplante oder irgendein Kraftwerk dort sinnvoll ist - solange jedoch nicht ehrlich und ohne Verunglimpfung der Projektsgegner alle Vor- und Nachteile und Alternativen auf den Tisch gelegt und offen diskutiert werden, ist der Verdacht fast zwingend, daß ein Verzicht auf den Bau nicht nur politisch , sondern auch für die Elektrizitäts- Wirtschaft die bessere, Lösung ist . r k Die Enns im Gesäuse als Beispiel für Restwasser von Kraftwerken 9

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