Steyrer Tagebuch Nummer 7, Dezember 1982
lokales Resthof RESTHOF : AKTIVIERENDE BEFRAGUNG MIT DISKUSSION Die Autos fahren zu schnell, Hundekot auf den Spielplätzen, keine Kommunikations– Möglichkeiten für Jugendliche . Diese Antworten und viele mehr bekamen die Befrager des "Vereins für Gemeinwesenarbeit (GWA)" auf dem Resthof bei ihrer durchgeführten aktivierenden Befragung zu hören . Bis an die Wand gefüllt war der Raum des Kinderfreundeheims . Etwa 60 bis 80 Resthofer waren der Einladung gefolgt, über die Ergebnisse zu diskutieren . Das nicht · die übliche "Vereins- Atmosphäre " herrschte , dafür sorgte paradoxerweise der Verein selbst, da er eine Form der Präsentation wählte , die ganz im .Sinne der aktivierenden Befragung lag , nämlich den Betroffenen eine große Chance geben , die Ergebnisse wirklich zu begreifen und zu besprechen . Fünfundfünfzig Befragungen wurden durchgeführt , welche aber keinen wissenschaftlichen Anspruch erheben, ' sondero einfach ein Versuch waren , die Resthofer zu fragen wie sie den Resthof erleben . Dabei wurde versucht , möglichst aus jedem Häuserblock zwei Bewohner zu fragen . Zu vier Schwerpunkt- Themen : Verkehrslage, Sauberkeit , Miete und Betriebskosten , Kontakt und Kommunikation, haben ' die Anwesenden die Antworten wollten fragen, ob sie richtig verstanden haben . Befrager den vorgelegt und die Bewohner In Form einer Nachrichtensendung wurden die Meinungen über die Verkehrslage gebracht . Neben Mopedlärm, hoher Geschwindigkeit im Wohnbereich und Parkplätzen unter Schlafzimmern wurde vor allem der Schwertransport der Firma Sommerhuber kritisiert . · Dieser Verkehr verursacht nicht nur Lärm und Dreck sondern ist auch für den angrenzenden Kindergarten eine arge Gefahrenquelle . Eine Ausfahrt auf die angrenzende Bundesstraße müßte zu ermöglichen sein . Ein Ansuchen darüber wurde bei der Betriebsgründung nicht genehmigt . Ein Telefongespräch leitete über zum Thema Sauberkeit . Vom Flugsand und Nachbars Zigarettenstummel auf dem Balkon, bis zu Hunde- und Katzendreck in Stiegenhaus und Spielplatz, bis zum Dreck neben den Mülltonnen, kamen als Beschwerden. Aber auch Lösungsvorschläge wie : mehr Papierkörbe , größere Mülltonnen, die Kehrwagen öfter fahren lassen . Organisierte Umweltaktion mit Jungen und Alten sollen darauf hinarbeiten, daß man sich gegenseitig erziehen sollte . Von 55 Befragten meinten 31, daß die Miete zu hoch sei, 45 meinten, daß auch die Betriebskosten zu hoch seien . Als Gründe für Mietrückstände wurden zum Teil Klischees wie "Leute sind selbst schuld", "zuviele Asoziale", . "Leute können mit Geld · nicht umgehen " übernommen. Immer mehr dürfte wohl auch der Grund in der Arbeitslosigkeit zu sehen sein. Umso konkreter die Vorschläge von kompetenten Betroffenen . Einfache Ausstattung, billiger bauen, die Wohnungsbeihilfe direkt an die GWG eingezahlt werden . Die Antworten zur Kontakt- und Kommunikations- Möglichkeit , bildeten den vierten Schwerpunkt der Befragung . Drei Antworten, die typisch für das Zusammenleben am Resthof sind . "Ich habe genug Kontakte ausserhalb vom Resthof", "meine Kontakte beschränken sich auf's Haus und sind oberflächlich" , "Kontakte werden aus Angst vor Tratsch nicht gepflegt". Der Applaus nach dieser Ergebnisdarstellung passte fast nicht . Neben diesen vorgestellten Tei'lbereichen ist der Wunsch nach einem praktischen Arzt, einer Apotheke, Schrebergärten und Treffmöglichkeiten genauso da, wie Ängste vor einer drohenden Kriegsgefahr und langer Arbeitslosigkeit,Die Diskussion unter wohltuender Leitung von Sigi Janko stimmte eher optimistisch. Nahmen doch fast alle die gebdtene "Kommunikations– möglichkeit " wahr und informierten sich gegenseitig · über Tatsachen und Mißstände, die über die Antworten der Befragten hinaus gehen. So friert einem Bewohner in der · Ofnerstraße 16 jeden Winter drei- bis viermal das Wasser ein . Einer. Bewohnerin wurde von der GWG erklärt , der schiefe Boden von 1 cm liege im Normbereich und sie sollte doch den Scnrank abschneiden . , Diese Veranstaltung zeigte , daß Information aktiv macht . Noch während der Diskussion wurden Namenslisten von Interessenten aufgestellt, welche jetzt weiter zu konkreten Problem·en arbeiten möchten und Lösungsvorschläg~ erstellen werden. . Die GWG . mit dem Kontaktmandatar Vize– Bürgermeister H. Schwarz müßte sich •daran gewöhnen, daß , am Resthof mündige Bürger wohnen, denen _ihre Lebens- und Wohnsituation riebt egal ist und die sich nicht dam.i:t-· begnügen, mit "Blick auf d i e Ennserstrc...3e" zu wohnen. o k 7
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