Steyrer Tagebuch Nummer 7, Dezember 1982

24 Gemeindepolitik FRAGE: Als Betriebsrat der Steyr- Werke kommt man automatisch auch in den Gemeinderat. Für Sie eine Routinesache? ANTWORT: Kommunal- Politik ist für mich eine interessante Tätigkeit, weil ja hier Maßnahmen beschlossen werden, die ja die Menschen direkt betreffen. Da ein Großteil der Bevölkerung auch im Werk arbeitet, gibt es daher eine enge Verbindung. FRAGE: Was halten Sie für die wichtigsten Aufgaben der Stadt Steyr in den nächsten 10 Jahren? ,.. ANTWORT:· a) Müll- Beseitigung: Seit längerem sind Verhandlun·gen zur Gründung eines überregionalen Müll- Beseitigungs– Verbandes im Gange (Entsorgung von ca. 70 Gemeinden). Sollte das Vorhaben in dieser Größenordnung nicht realisierbar sein, so wird es für die Stadt notwendig sein, di 0 Müll· Beseitigung in kleinerem Umfang sicherzustellen. b) Abwasser- Beseitigung : Weiterer Ausbau der Kanalisierung, sowie die Fertigstellung der zentralen Kläranlage sind meines Erachtens, zusammen mit der Müll- ~ntsorgung, Umweltschutz- Maßnahmen die absolute Priorität haben müssen. c) Wasser- Versorgung : Aus dem Grundwasser- Schutzgebiet Dietach werden derzeit rund 55 . 000 Personen unserer Region mit absolut einwandfreiem Trinkwasser versorgt. Damit die so lebensnotwendige Trinkwasser- Versorgung "nicht auf einem Bein" steht, wären hier zusätzliche Wasser- Vorkommen ausfindig zu machen und zu erschließen. d) Verkehrs- Verhältnisse: Der innerstädtische Verkehrsring muß geschlossen werden. Verbesserungen des Fußgeher- Verkehrs und des Fahrrad– Verkehrs sind notwendig. Planungs– Maßnahmen f"ur einen großzügigen Ausbau der genannten Schwerpunkte sind bereits im Gange. Schiffweg, Lauberleitenweg sowie Fußgängersteg über die Enns werden demnächst der Öffentlichkeit übergeben. e) Beschäftigungs- Situation: Die Stadt muß so wie bisher, durch gezielte Vergabe von öffentlic~en Aufträgen, zur Stabilisierung am Arbeitsmarkt beitragen. Beispiel: Intensive Bemühungen der Stadt sowie der öffentlichen Mandatare beim Bautenministerium, daß die Auftragsvergabe für die Zenral- Kläranlage (100 Mio S) an eine heimische ARGE erfolgt ist. ' FRAGE: Nach diesem Wahlreferat für die Zukunft hat man den Eindruck, die Stadt hat geschlafen oder gefeiert (Stadtjubiläum) . Welche Aufgaben wurden in Ihrer Zeit als Gemeinderat gelöst? ANTWORT: Auf de~ Sektor Abwasser– Beseitigung wurde schon sehr viel getan . Hier sind schon hundert Millionen hineingeflossen, die man nicht sieht, die aber für die Bevölkerung von großer Bedeutung sind. Weiters hat man sich bemüht den innerstädtischen Verkehr besser unter Kontrolle zu bringen. Dies ist ein ebenso aufwendiges Projekt. FRAGE: Wo ist ihr Schwerpunkt in der Gemeindepolitik? ANTWORT: Ich vertrete dort vorrangig Arbeitnehmer- Fragen . Ich bin im Finanz– Ausschuß, kann daher die Finanzen der Stadt überblicken und meine Beiträge leisten. Wohnpolitik FRAGE: Ein wichtiges Problem wird sicher der Wohnbau sein. Sollte man weiterhin einerseits die heute sehr umstrittene Block- Bauweise (Resthof), andrerseits die sehr teure und wertvollen Grund verschwendende beibehalten oder Eigenheim- Bauweise könnte die Stadt nicht eine zukunftsweisende Mittellösung anstreben unter Beteiligung fantasievoller Architekten und Mitwirkung der zukünftigen Bewohner? ANTWORT: Die entscheidende Frage beim Wohnbau ist nicht mehr die Bauform, sondern die Finanzierbarkeit. Man muß hier nach Möglichkeiten suchen, die Mieten in erträglichen Grenzen zu halten. Die traditionellen Formen der Bauweise werden weiterhin ihren Platz einnehmen. Selbstverständlich steht die Stadt auch anderen, neuen Lösungen aufgeschlossen gegenüber, wie die in letzter Zeit entstandenen, oder im Bau befindlichen, Anlagen beweisen. Beispiel: Reihen- Hausanlage der Steyr– Werke. Bei der Verbauung des 0 Althaus– Bestandes wird in Hinkunft zweifelsohne der Schwerpunkt städtischer Wohnbau– Politik liegen müssen. FRAGE: Die Stadt Steyr bleibt, trotz einer hohen Anzahl Wohnungs- suchender derzeit auf einem Teil ihrer Wohnungen sitzen.

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