Steyrer Tagebuch Nummer 7, Dezember 1982

Hintergebirge 17 If you're unemployed, fry an ecologist! Geflügeltes Wort aus den USA,dt . : Wenn Du arbeitslos bist, brate Dir einen Ökologen! Aufgrund der erschreckenden Emotionali– tät, mit der am 11 . 11 . 1982 (Faschings– beginn) im Steyrer Casi o die Dis– kussion um die geplante Pumpspeicher– kette "Reichraminger Hintergebirge" abgewickelt wurde, und aufgrund der Tatsache, daß eine kritische Durch– leuchtung seitens der herkömmlichen Presse aus verschiedenen Gründen weit– gehend unterblieb, sehen wir uns als freie Zeitung dazu aufgefordert, die Geschehnisse noch einmal aufzurollen . Di , fu L und Weise, wie hier mi tein- ~11cl -r· umgegangen wurde, scheint uns lediglich dazu angetan die Fronten zu verhärten . Die Diskussion ging häufig am Kern– probiem vorbei, Emotionen und Polemik dominierten anstelle von Sachlichkeit und Fakten . Augenscheinlich \lar die Schwäche der Kraftwerksgegner, die ihre Kontrahenten argumentativ in keiner Weise gefährden konnten. Aber beginnen wir von vorne . Fragen wir uns, warum die Ennskraftwerke plötzlich so großes Interesse am Projekt "Hinter– gebirge" bekunden . Mit der abzusehenden Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf sah die E-Wirtschaft eine prinzipielle Lösung der Energieprobleme gekommen . So herrschte verständlicherweise nach der Volksabstimmung von 1978 Ratlosigkeit darüber , wie die eingeplante Leistung des abgelehnten Kraftwerkes ersetzt · werden könne . Statt um technologisch andersartige Weiterentwicklungen oder Verbesserungen herkömmlicher Systeme bemüht zu sein, wurden veraltete und dem neuen Umweltbewußtsein nicht mehr entsprechende Projekte reaktiviert . Aus ihrer Monopolstellung heraus glaubt die E-Wirtschaft die abhängigen Verbraucher zu jeglichen Neubauvarian– ten zwingen zu können . Einwände von Gegnern werden meist arrogant vom Tisch gefegt , langfristig angelegte Alternativenergiekonzepte ( alter– nativ= aus etwas anderem geboren) nicht sonderlich ernst genommen , zu– dem wird mit auffallend widersprüch - liehen Zahlen jongliert . Die wirt– schaftliche Krise wird als Druck– mittel mißbraucht , rosa gefärbte Zukunftsvisionen, wie etwa Dauer- belebung des Fremden~erkehrs durch Kraftwerksbauten, werden betroffenen Gemeinden als Lockmittel angeboten. Es scheint 1 als wolle die E-Wirtschaft weiter auf der Stelle treten anstatt den geänderten ökologischen Bedingun- gen Rechnung zu tragen . Wie sonst ist es verstehbar, daß Einwände von Ökologen rundweg abgelehnt oder ver – niedlicht werden . Sich nicht als Strom – konsument zu fühlen ist unmöglich, niemand braucht sich deswegen zu schä- men . Daß Energie verbraucht wird, liegt auf der Hand . Weniger klar ist für viele, WIE sie mit Energie umgehen sollen . Einen Verzicht auf Kühlschrank oder Wasch– maschine zu fordern wäre lächerlich , aber wor.;i..n lie.,;t der Sinn eines elektrischen Dosenöffners oder einer "Bröselsaug– maschin u7 Mit dem WIE des Energiever– brauchs eng verknüpft ist die Wahl der Energieform . Die Wasserkraft ist als Pr~märträger nach wie vor zu bevor~ugen, weil durch sie _elektrische Energie am wenigsten umweltverschmutzend und technologisch relativ störungsfrei zu erzeugen ist . Zugleich ist sie uner– schöpflich verfügbar . Nach wie vor aber hängt man seitens der ::: - Wirtschaft c::,_n ökologisch nicht vertretbaren Großpro– jekten, wie eben an der Hintergebirgs– kette. Die Anfänge reichen zeitlich 10 ~ahre zurück und liegen auf der anderen SP.ite der Wass~rscheide im Gemeindegebiet von Molln . Dort sollte im Oberlauf der _.:rummen Steyrling ein Pumpspeicher er - riehtet werden , dessen Oberfläche der Ausdehnung des Hallstättersees entsprochen hätte. Durch die "eisige Ablehnung" (OÖN 22 . 2 . 1981) seitens der Bevölkerung des ge– samten Steyrtales und ein Erdbeben mit Epizentrum in Molln waren die Pläne, deren Wirtschaftlichkeit schon damals angezwei– felt wurde, vereitelt worden . Nach dem offiziellen Rückzieher der 'EKWvon diesem Projekt, glaubte jeder die Sache ad acta gelegt, noch dazu wurden die EKW 1975 von einer Planungs- in eine Betriebsgesell– schaft übergeführt . Anläßlich einer Pressekonferenz im Februar 1981 entrutsch– te dem Steyrer Bürgermeister und Aufsichts – rat der EKW, Herrn Franz Weiss , in bezug auf , die Wehrgrabenzuschüttung das Argument · daß ohnehin geplant sei, die Steyr unter– halb der Mündung der Krummen Steyrlin~

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