Steyrer Tagebuch Nummer 6, November 1982

18 ~ ___ B_u_· c_h_e_r_t_ip_s_~~~ >--.------------------ G. G. Marquez - Nobelpreis für Literatur Ich freue mich, es allen zu erzählen. Endlich dringt eine Stimae aus Lateina ■ erika zu uns. Gabriel Garcia Marquez, seit Jahren schon weltbekannt, prangert in seinen Ro ■ anen i ■ mer wieder die Diktatur und die Vereinsa ■ ung des Menschen durch Vermarktung an. Er steht stellvertretend für viele südamerikanische Autoren, die die Geschichte ihrer Menschen und ihrer Länder schildern und auch uns die Möglichkeit geben, etwas von ihnen zu erfahren, was eigentlich bis jetzt eher i ■ Dunkeln lag. Zu• größten Teil werden diese Länder von sebstsOchtigen, brutalen Politikern geführt, die die Menschen unterdrücken und ausbeuten. Wir sollten uns endlich ein wahres Bild von der Geschichte dieser Menschen ■ achen. Keines, wie wir es heute oft noch in unseren Schulbüchern finden. (Wußten sie, daß die Spanier bereits 1543 das Verschiffen von Romanen und anderen profanen und fabulösen Materien sowie Ritterromanen nach Amerika untersagt haben). In Harquez 'Romanen finden wir ein ehrliches Bild dieser Menschen und Harquez erhebt sie mit seiner ei ndrucksvollen Sprache dorthin, wo ihre Unterdrücker sie nicht sehen wollen: in eine Welt der Menschlichkeit und Persönlichkeit. Es ist eine tiefe Wirklichkeit in seinen Werken spürbar. Der Roman "lrundert Jahre Einsa ■ keit" machte G.G. Marquez schlagartig auf der ganzen Welt bekannt. Was ist Besonderes an diese• Buch ? Er schildert darin den Aufstieg und Untergang einer Familie im Norden Lateina•erikas. 17 Jahre brauchte er um Ton und Sprache für diese Geschichte zu finden, vor allem, sie glaubwürdig zu erzählen. Denn wie G. G. Marquez einem Kritiker einmal sagte: "Ich schreibe nur über Dinge, die ich kenne, Leute, die ich gesehen habe". So auch sein "Bericht . eines Schiffbr □ chigen 11 • Die wahr.: Geschichte ~ines Matrosen, der nach einem Schiffsunglück zehn Tage im Meer u ■ hertreibt. Er schreibt diese Geschichte auf. Nach seiner Rettung war er der Held des Landes, umringt von Reportern, ausgenützt von der Werbung und plötzlich verwOnscht von der Regierung und vergessen. Was denkt ein Mensch, wenn er zehn Tage zwischen Tod und Leben steht. Die inneren Monologe sind faszinierend geschrieben und seine bildreiche Sprache, die von der Realität bis zur Phantasie reicht, beeindrucken den Leser im ■ er wieder. Jetzt hat die lateina ■ erikanische Literatur einen festen Platz in der Weltliteratur, nicht nur deshalb weil Marques der Nobelpreis verliehen wurde, sondern weil sich 'die Wahrheit nicht unterdrOcken läßt. Er hat ihn besti ■■ t ■ it seine ■ Werk verdient. Erste Reaktion von Marquez zur Verleihung des Nobelpreises: "Es wOrde ■ ich interessieren was der CIA davon hält". Als Buchhändler ist es ■ eine Aufgabe gute Literatur zu verkaufen und ich bin froh, daß jetzt einer mehr gehört und gelesen werden ■ uB. Heinz Ofner Weitere Werke von G.G. Marquez: Der Herbst des Patri~rchen (dtv-Taschenbuch) Der Oberst hat nie ■ and, der ihm schreibt (dtv-Taschenbuch) Laubsturm (dtv-Taschenbuch) Chronik eines angekOndigten Todes (K~epenheuer) Die Nacht der Rohrdo ■■ eln (Kiepenheuer)

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