Steyrer Tagebuch Nummer 6, November 1982

~--·············· Ich möchte hier dieses heikle Thema be– sprechen, weil es in unserer Gesell– schaft viel zu viel b schwiegen wird . Natürlich ist der Tod lwas, wovon man am li bsten nich s hören will, tro zdem 1 ben wir ständig mit ihm und es gib kein n Grund , ih zu vers ek- s bei uns geschi h . Während n bereits ine Besse– riung ·bz ichne , sind wir im Umgang mit- d III St.c-r ,n noch irnm ,r der ein– l"achs L n Lösung, d m V rdr··ngen, ver– hafLe L. W r nimmt sich d nn heute Zei si h Pin m SLerb .nd .m zu Hause zu wid– men, w r schi bl ihn nich ins Kranken– haus ab? W r hat. andererseits in die– ser z . jt , in d r j der Ur sich lebt, no h Z it , sich zu Hause um Sterben- d zu kümmern? Großfamilien gib es kaum noch, und Pflegeurlaub für Ster- b nd? Dr neunzigjährige Opa, der schon lan– ge krank ist, schon oft im Spital be– handelt wurde, wird bei einem schweren Schlaganfall , den er ganz offensicht– lich nicht lang überleb n wird, wie– der ins Krankenhaus eingewiesen . "Man kann ihn doch nicht einfach zu Hause sterben lassen", heißt es . Nein , man macht s sich viel einfacher und schick ihn ins Krankenhaus, wo man ihm das Sterben viel schwieriger macht, weil man ihn, nicht zuletzt mit kost– spieligen Medikamenten, Geräten und teurem Personal noch drei Tage mit Ge– walt am Leben erhält . Hier wird das Krankenhaus, entgegen seinem eigent– lichen Sinn, zum S erbehaus . Für den Arzt , das Pflegepersonal ist es sehr schwierig, weil es aus beruflichen Gründen verpflichtet ist , das Leiden des Patienten zu verlängern, anderer– seits jedoch sowohl die Zeit als auch die Belastbarkeit fehlen, sich dem Pa– tienten so zu widmen, wie es für Ange– hörige oft leicht wäre. Diese aber sind meist nicht einmal bereit, einen Teil ihrer Freizeit bei ihm zu verbringen , obwohl sie seine Bedürfnisse , Gewohn– heiten viel besser kennen müßten, als es eine Pflegeperson kann . Aber man verdrängt einfach, schiebt das Problem ab . Dies paßt also genau in das Bild unserer oft unmenschlichen Gesell– schaft, des oft unmenschlichen Le– bens, auch das Sterben unmensch– lich zu gestalten . Denn der Tod im Krankenhaus, unter Maschinen, Ge– räten und lauter fremden Menschen is der einsamste Tod, den ich mir vorstellen kann . Karl Kastner

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