Steyrer Tagebuch Nummer 5, Oktober 1982

8 Wirtschaft BMW - ohne Steyr-Motorenwerk Anders als beim General-Motors- Werk in Wien war man sich bei Gün– dung der BMW-Steyr-Motorengesell– schaft ziemlich einig in der posi– tiven Beurteilung. Auch hier wurde die Betriebsgründung mit 16% der Ge– samtinvestitionssumme von 7 Milliar– den Schilling massiv öffentlich ge– fördert. Der ursprünglichen Planung entsprechend war die Hoffnung be– rechtigt, hier werde unter einiger– maßen gleichberechtigter Beteiligung der österreichischen Seite ein tat– sächlich 'intelligentes' Produkt ent– wickelt aus österreichischem 'Know– how'. Es kann hier nicht beurteilt werden, wie weit die Meinung richtig ist, der Ausstieg der Steyr-Daimler-Puch AG aus der Produktionsgesellschaft mit BMW sei auf unentwegte Reibereien und technische Unstimmigkeiten, vor allem zwischen der Halleiner Firma Fri edmann & Maier (zuständig für die Entwicklung der Direkteinspritzung) und der für die Koordination des For– schungsprojektes verantwortlichen Steyr-Manager, zurückzuführen. Steyr-Daimler-Puch stieg aus der ge– meinsamen Gesellschaft aus, weil sie die nötigen zusätzlichen Mittel nicht aufbringen, noch das Risiko einer eventuellen Verzögerung des Entwick– lungsabschlusses auf sich nehmen woll– te oder konnte, da sich BMW im Gesell– schaftsvertrag gegenüber · dem Risiko einer solchen Verzögerung abgesichert hatte. In der Unterzeichnung dieses Vertrages, der vor allem auch in Hin– blick auf die tatsächliche Potenz der oeiden Unternehmen, sowie konkret bei der Verteilung des Entwicklungsr~sikos BMW gegenüber Steyr bevorzugte, liegt die Verantwortung des Steyr-Managements für das Scheitern eines der hoffnungs– vollsten,industriellen Zusammenarbeits– projekte ·. ( joint ventures ). zwischen ei– nem österreichischen und einem auslän– dischen Unternehmen. (Dieser Artikel beruht auf einem Bei– trag in der,Zeitschrift der Arbeiter– kammer "Informationen über multinati– onale Konzerne", Nr. 2/ 1982) r.k. Neue Meldungen von der WAFFENEXPORT-FRONT Gott sei Dank - der Krieg zwischen Großbritannien und Argentinien um ei– nige Felsen im Südatlantik ist zu Ende. Um den Stein, der den Herren von der Steyr-Daimler-Puch AG deshalb vom Herzen fiel, schätzen zu können, muß man wissen, daß österreichische Firmen aus · Rücksicht auf unsere immer– währende Neutralität nicht an Länder Waffen liefern dürfen, die gerade Krieg führen - wir müssen immer auf die Pau– sen zwischen zwei Kriegen warten. (Aber vielleicht geht es beim näch– sten Verteidigungsfall· für die argen– tinische Armee ohnehin nur gegen das e_igene, für Demokratie demonstrieren– de Volk. Bei weit über 20% Arbeits– losigkeit können die dortigen Macht– haber ja nicht einfach verlangen, die Leute sollten arbeiten statt demon– strieren.) 28 "Kettenfahrzeuge" sollen es diesmal sein, im Wert von ca. 500 Millionen Schilling. Laut 'profil' vom 27.9.82 hängt das Geschäft von einer Ent– scheidung des Steyr-Daimler-Puch-Auf– sichtsratspräsidenten und CA-General– direktor Dr. Hannes Androsch ab. Der Steyr-Konzern braucht nämlich jeman– den, der die finanziellen Risiken für den Fall übernimmt, daß Argentinien wie in den Wirtschaftsredaktionen be– deutender Zeitschriften angenommen wird, genauso wie das erölreiche Mexi– co, nach Einstellung der Zahlung sei– ner Zinsen, in aller Form um die Stun– dung seiner Schulden nachsuchen muß (DIE ZEIT, 10.9.82, der Spiegel 27.9.82 ). Aus eben diesem Grund hat die Kontroll– bank einen Antrag auf Haftungsübernah– me 'zurückgestellt'. Wi~ die von CA, Kontrollbank oder Fi– nanzministerium letztlich zu findende Lösung auch aussehen wird, es darf vermutet werden, daß in irgendeiner Form der österreichische Steuerzah– ler an der Finanzi e rung der Kosten der Panzer für Argentinien be teili g t wird.

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