Steyrer Tagebuch Nummer 5, Oktober 1982

4 LEITN~RBERG ren müssen.Für den Wehrgraben fehlten 10 Millionen Schilling, für dieses Projekt liegen anscheinend noch zig Millionen bereit. Wie es möglich war, eine Aktionsgruppe "Rettet den Wehrgraben" zu gründen, muß es auch möglich sein, eine Partei zu gründen, die mit einigen Vertretern im Gemeinderat sitzt und Steyrs Bürger über Straßenbau und ähnliche Großpro– jekte vor Baubeginn informieren kann. Wir müssen die Information der Steyrer in die Hand nehmen, die von unseren Stadtvätern in ihrer Arroganz so gerne ignoriert wird. Wir dürfen es nicht zulassen, daß bau– wütigen Architekten die Chance gege– ben wird, Steyr zu einer kalten - zu einer "modernen" Stadt zu vergewaltigen. Bert Ehgartner und Peter Süß ALT. LISTE Eine alternative Liste in Österreich? Zu viert fuhren wir zum vierten Gesamt– Österreichischen Alternativtreffen in Admont, Steiermark. Es war das erste Mal, daß ich bei so einer Veranstal– tung dabei war. Ich wußte nicht, was mich erwarten würde. Vorher hatte ich mich mit ein paar Leuten in Steyr zu~ sammengesetzt, um darüber zu reden. Den meisten war es ziemlich wurscht, was da in Admont passieren würde. Sie fanden es wichtiger, daß bei uns in Steyr was gemacht wird. Was, darüber herrschten keine klaren Vorstellun– gen. Wir hatten beschlossen, uns wie– der zu treffen. Ein Termin muß aller– dings erst ausgemacht werden. Zu der zweitägigen Veranstaltung in Admont kamen etwas über 100 Leute aus allen Bundesländern. Es ging um Pro– gramm und Kandidatur einer Alternati– ven Liste Österreichs. Das Programm der ALÖ soll immer den aktuellen Dis– kussionsstand zeigen. Der Programm– entwurf, den wir an diesem Wochenende in die Hand ·gedrückt bekamen, liegt ALT. LISTE im Vereinslokal "Basiskultur" Steyr, in_der Wehrgrabengasse 13, zum Lesen auf. Was mir besonders aufgefallen ist: Die Grundsätze der ALÖ: ökologisch, solidarisch, basisdemokratisch und ge– waltfrei! Eine Bewegung, wie die "Grünen" in Deutschland, also. Nur noch nicht ganz so groß. Ein paar Leute, die Ba– sisdemokratie wollen. Wo die Basis ist, ist mir noch nicht ganz klar. Im Programm ist ein Haufen Forderun– gen enthalten, die sehr brauchbar und "alternativ" ausschauen. Wie man sie durchsetzt, darüber steht weniger im Entwurf. Aber was nicht ist, kann ja noch wer– den. Jedenfalls waren alle mit Eifer ' bei der Sache. Ein interessanter Vor– schlag war z.B. "Wir fordern die ge– setzliche Abschaffung der Langeweile." Ein harter Streit entzündete sich am Thema "Nationalratskandidatur" - Ja Nein. Die Gruppe von Leuten, die sol– che Treffen veranstaltet, drängt mit Vehemenz zu den Parlamentswahlen. Eine andere Gruppe meint, die Zeit bis zur nächsten Wahl (F°rühjahr 83) ist zu kurz, es ist noch zu wenig organisiert. So zählt beispielsweise die AL Wien zur Zeit ganze 70 Mitglieder. Die Dis– kussion darüber endete damit, daß vie– le überstürzt den Raum verließen, um ihren letzten Zug noch zu erwischen. Die Frage blieb ungeklärt. Sicher beschlossen wurde nur die Gründungsversammlung in Graz am 5. November (Jahrestag der Anti-Atom– Volksabstimmung). Dazu eingeladen sind Petra Kelly, Vorsitzende der deutschen "Grünen" und Gert Bastian NATO-General a.D. Was werde ich jetzt tun? - Die ALÖ wählen? - Weiß ich noch nicht. - Die Kandidatur einer ALÖ durch meine Unterschrift unterstützen? Höchstwahrscheinlich! - Außerdem werde ich an der Programm– Diskussion teilnehmen.

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