Steyrer Tagebuch Nummer 5, Oktober 1982

LEITNERBERG Anstelle eines Informationsberichtes über den Leitnerberg-Ausbau Voller Zuversicht betraten wir das Rathaus, um Informationen über die ge– plante Umfahrungsstraße Leitnerberg - Tomitzstraße zu erhalten. Nachdem wir, wie erwartet, durch mehrere Büros wei– tergeleitet wurden, waren wir bei der zuständigen Stelle. Leider war der kompetente Abteilungschef, Herr Vorder– winkler, nicht anwesend. Er werde viel– leicht gegen Mittag vorbeikommen. Wir wurden auf nächste Woche vertröstet. Diesmal war er sogar im Büro - er hat– te aber, dummerweise, keine Zeit für uns. Um 13 Uhr würden Herr Kerschner und Herr Vorderwinkler anzutreffen sein. Den Weg wußten wir nun ja schon, aber welch Pech,als wir pünktlich ankamen, waren beide Herren vor 10 Minuten ge– gangen. Das einzige, das wir in Erfah– rung bringen konnten, war, daß bisher ohnehin nur Probebohrungen gemacht worden waren, was auf einen Brücken– bau hindeutet. Auf weitere Rathausbesuche verzichte– ten wir, da uns niemand richtige Aus– kunft geben konnte/wollte. Rathaus - nein, danke! 1J Vor wenigen Monaten war noch ein des eisverhangenen Teufelsbaches im Steyrer Amtsblatt zu sehen. Bald dar– auf wurde mitgeteilt, daß der Verein "Vorwärts" durch den Ausbau des Leit– nerberges nicht in seinem Spielbe– trieb beeinflußt wird. Nur ein schma~ ler Streifen des Spielfeldes wird für den Straßenneubau draufgehen. Wir sa– hen uns den Stadtplan an und kamen zum Schluß, daß der einzig "sinnvolle" Straßenzug von der Tomitzstraße über den Vorwärtsplatz zu einer Brücke über den Teufelsbach-Wasserfall führen müsse. LOKALES Ist es den Steyrer Autofahrern unzu– mutbar mit 30 km/h in der Stadt den Leitnerberg zu bewältigen? Gefährlich im Sommer, unzumutbar im Winter? Weil wir vermuteten, daß eben dies Grün– de für einen Neubau sein könnten, gin– gen wir zur Polizei. Nach mehreren Te– lefonaten mit Vorgesetzten, die um Er– laubnis gefragt werden mußten, ob wir über die Anzahl der Verkehrsunfalle überhaupt unterrichtet werden dürf– ten(!!), erfuhren wir, daß 1981 auf der ganzen Strecke des Berges vier Ver– kehrsunfälle mit Personenschadenge– schahen. Am Wiesenberg zum Vergleich drei und am Blümelhuberberg sogar 25 (1 Toter). Klar wird_der Blümel– huberberg mehr befahren, aber ge- rade durch die hohe Ge·schwindigkei t ereignen sich mehr Unfälle. Steyrer kämpft dafür, daß ihr auch am Leit– nerberg die Chance auf mehr Unfälle habt! - Unter diesem oder einem ähnlichen Motto muß die U mfahrungs– straße wohl beschlossen worden sein. Keiner der zuständigen Herren sollte sich wundern, wenn im Zusammenhang mit Politik in unserer "Demokratie" immer mehr der Ausdruck "Bonzen– wirtschaft hinter verschlossenen Türen" verwendet wird. Freunderl– wirtschaft bei der Verteilung von "arbeitsplatzsichernden" Projekten sollte vielleicht nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Das ver– stehen wir schon. Und der Satz von Wecker "Der Staat dient den stets ano– nymen Herren in der obersten Etage" leuchtet uns immer mehr ein. Gerade dieses Projekt zeigt wieder mal, wie wichtig es wäre, wenn in Steyr eine alternative Liste existieren und kandi– dieren würde. Das sollte uns hier im Verein "Basiskultur" ein Anstoß sein. Dann wäre es für unserer Gemeinderäte nicht mehr so einfach, hinter dem Rücken der Bevölkerung Wahnsinnsprojekte zu be– schließen, die Steyr immer mehr zum Be– tonklotz machen. Beim Leitnerberg ist es wahrscheinlich zu spät - Oktober, November ist Baube– ginn. Aber es sollte endlich ein Zei– chen sein, daß wir uns gegen den Bau– wahn bestimmter Leute im Rathaus weh- 3

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