Steyrer Tagebuch Nummer 5, Oktober 1982

ORANtiEN das konzert. eine weisse pullmannkappe leuchtet. kurt apfelthaler hört wieder einmal absolut. die gekräuselten brusthaare erinnern an rokokoschere fresken, sein phallus an eine schüchterne orgelpfeife (FKK an der steyr). nackt/direkt ist seine musik, aggressiv betörend wie ein k. k. kammerdiener mit magenschmerzen. sie muß heraus. ist sie's,beschimpft er sie, schlägt sie liebkosend, läßt sie seinen buckel runterrutschen und zum theatralischen furz werden. klaviere/bongos/congas/flöten/gitarren, 6 bis 12 seitige, schlagen drosselartige luftsprünge, die nach wasserfällen im reichraminger hintergebirge riechen. am anfang. war für ihn musiR ersatz für problemlösung, einzige möglichkeit sich zu artikulieren. mit 6 begeisterte er sich für stille nacht/heilige nacht, dann verformte er alles , was ihm unter die finger kam. das klavierspiel war kämpfen gegen die seibravaufi'orderungen der kindergartentanten. der schnuller wurde zur flöte. hall und raum wurden für ihn zur heimat, die er innerhalb des familiären milieus selten als die seine erkennen konnte . im folk konnte er sich geborgen fühlen. die romantischen adern eines donovan/dylan/grunsky ließen die seinen nicht zu eis erstarren . ganz im gegenteil, er fühlte sich als vierter mann. seine pubertät zog sich relativ lange hin; so wie beethovens unvollendete . halbherzig spielte er blues, später expressive selbstartikulierte töne seiner persönlichen zeichensprache; improvisierte lautstark pulsierendes entdecken . das knallen der platzpatronen beim bundesheer veranlaßte ihn zur ersten eigenkomposition - bierlurium heute ist er betuchter orgelbaumeister, wohnt und werkstättet sierningerstraße 15, stimmt klaviere und das konzert . eine weiße pullmannkappe leuchtet ...... . daß es in steyr diese konzerte gibt, daran ist sicherlich auch ER beteiligt . DER kurt apfelthaler . osc 17

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