Steyrer Tagebuch Nummer 5, Oktober 1982

16 Büchertips Braunmühl E.v. ANTIPÄDAGOGIK Beltz Verlag 278 öS 167,-- Braunmühl unternimmt in seinem Buch "einen Angriff auf eines der letzten Tabus unserer Gesellschaft: das Tabu, einen anderen erziehen zu dürfen." Dem Autor geht es in seinen Ausführun– gen nicht darum~ eine Alternative zu formulieren und ·der vorhandenen Er– ziehung hinzuzufügen, sondern - wie der Buchtitel andeutet - gegen alle Erziehung. Er fordert, mit dem Erziehen aufzu– hören. Die provozierende These ist, der Ehrgeiz des Erziehers- seien es Lehrer, Eltern, Erzieher -,die Kin– der nach vorgegebenen Zielen zu er– ziehen. Eine solche Haltung ist laut Auto kinderfeindlich und kann persön– lichkeitsstörend wirksam werden. Die grundlegende Behauptung wird vom Autor drastisch so formuliert, "man kann einem Menschen nicht den Schädel einschlagen, ohne ihn umzubringen, und man kann ihn nicht erziehen, ohne seine Seele zu faschisieren". Oder, "es gibt keine Pädagogik, die nicht mehr oder weniger offener Terror ist"! Ekkehard von Braunmühl hat ein Buch geschrieben, das für jeden in der Er– ziehung Tätigen und pädagogisch in– teressierten Leser eine Herausforde– rung darstellen muß. Läßt sich der Leser aber darauf ein und setzt sich damit auseinander, so können die The– sen ein Anreiz sein, sein eigenes pä dagogisches Tun zu reflektieren. Die "ANTIPÄDAGOGIK" ist jedem Päda– gogen zu empfehlen. Iß und stirb. Chemie in unserer Nahrung Kiepenheuer & Witsch 322 S 1982 ca.150,- "Taucht man einen Frosch in einen Topf mit heißem Wasser, so sucht er wie ra– send, das Gefäß zu verlassen. Setzt man ihn jedoch in kaltes Wasser, wel– ches langsam erhitzt wird, so läßt sich das Tier zu Tode kochen, ohne daß es sich besonders dagegen wehren würde". Mit diesem Gleichnis, als Einleitung zu ihren Ausführungen, wollen die bei– den Autoren Eva Kapfelsberger und Udo Pollmer, beide Lebensmittelchemiker, die Situation der zivilisierten Men– schen in seiner von Tag zu Tag mehr verseuchten Umwelt, charakterisieren. Den Lebensmitteln, die wir täglich nach Hause tragen, sieht man es in den wenigsten Fällen an, was mit ih- nen vorher passiert ist. Tatsache ist, daß sich Produkte die Bezeichnung "LEBENSMITTEL" nicht mehr verdienen. "Mastvieh mit Arznei verseucht" - kaum noch Lebensmittel ohne Giftstof– fe" - "Salmonellenvergiftung greift um sich". Diese und ähnliche Schlag– zeilen sind inzwischen fester Be– standteil unserer Tageszeitungen. Die Autoren geben in ihrem Buchei- nen Überblick über Grad, Umfang und Methoden der Vergiftung unserer Grund– nahrungsmittel. Sie zeigen neben aller Kritik, Wege auf, wie man sich als Verbraucher schützen kann und welche Möglichkeiten es gibt, sich trotzdem gesünder zu ernähren. Im letzten Kapitel "WAS TUN", stellen sie zwölf Forderungen a uf, die auch an die Gesetzgebung appeliert, entspre– chende Schritte einzuleiten. Ein Buch, eine Informati on für alle, die selbst bestimmen möchten, wom i t ihre Gehirnzellen ernährt werden sol – len.

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