Steyrer Tagebuch Nummer 5, Oktober 1982

14 KRANKENHAUS Die müssen noch alle einmal einzeln zur Kommission hinein. Ich war also auch da– bei. Fast durchwegs enttäuschte Gesich– ter, auf gegenseitige Fragen "was wirst du jetzt machen?" überwiegend die Ant– wort "Ich weiß nicht." Vor der Kommission durfte ich noch ein– mal niedersitzen, der Mann in der Mitte hat kurz gesagt "Sie werden nicht auf– genommen" - fertig. Da hätte ich wahr– scheinlich aufstehen und gehen sdllen . Ich bin aber sitzengeblieben und habe gefragt: "Warum?" Danach er - kurz gefaßt: "Schauen sie, sie liegen im Grenzwertbereich", ich habe nur etwas über 100 Punkte, es wür– de zwar genügen, aber "wir können es uns aussuchen". Ich sei ja schon so lan– ge von der Schule weg. Es wird ja schließlich auch theoretisch was ver– langt hier. Und wie ich das mit dem Kind schaffen will, kann er sich auch nicht vorstellen. Die "Fürsprachen" der zwei Frauen in der Kommission mit den Argumenten, daß der soziale Eignungstest ausgesprochen po– sitiv war und auch die Kosten für den Heimplatz zu sparen wären, haben mir nicht geholfen. Nur den Vorschlag der Schuloberin, mich an die erste Stelle der Wartelist~ zu setzen, hat niemand abgelehnt. STROM gemma strom schaun. kind: papa, wo is er denn? papa: wer? kind: na, da strom! papi: na, in da steckdosn natirli! kind: papa! papa: wos is? kind: warum gemma daun denn daher? papa: wei man do bessa siacht! kind: wen? papa: den strom! kind: i siach nix, papa! Es war ein ganz schönes Stück Anstren– gung, diese Bewerbung - mich darauf ein– zustellen, daß ich vielleicht in abseh– barer Zeit nicht mehr den ganzen Tag für mein Kind da sein kann, wie ich das alles organisieren könnte, die Laufe– reien für die vorgeschriebenen Doku– mente, .... Die Absage und wie sie zustande gekommen ist, gibt mir zu denken: - Ich habe viel über mich schreiben und mich ausfragen lassen müssen, die Per– sonen in der Kommission haben sich nicht einmal vorgestellt - Männer entscheiden über ausschließlich weibliche Bewerberinnen - Protektion hätte mir geholfen (wäh– rend der Wartezeit habe ich selbst eini– ge Gespräche geführt und anderen zuge– hört) - das Problem mit dem Kind hätte für einen männlichen Bewerber sicher ganz anders ausgesehen - Man hat mir gesagt "Schuster bleib bei deinem Leisten" Mein erster Platz in der Warteliste hat sich jetzt nach Schulbeginn auch ais nutzlos herausgestellt. Für eventuell weitere Bewerbungen habe ich jedenfalls Erfahrungen gesammelt. Edda Konrad (Qc .,r d1t:\ u'#!! ---- - C. ~i ~~:- ~ .c;- - 7 -- - -=--·- - _::---:-+ papa(verzweifelt): schau hua, do fliagt a! kind(empört): geh papa, des is jo a wüdantn! papa(wUtend): bleds kind deppats, gemma ham! .-~;,;:;-;_ i zag da d'steckdosn! BURLI

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