Steyrer Tagebuch Nummer 4, September 1982

16 ~ AV\~V\~ So""'"'ev- ste\'" b ALe.,xo.V"ld.0.r M;+ s&i evl; c h Als ers t er Inhaber e ine s Lehr – stuh l s für Psychoanalyse und Psychosomatische Mediz i n in Deutschland war er sicher einer der wichtigen Ärzte nach dem 2 . We l tkrieg . Für mich ist er einer der wich – tigs ten Schriftsteiler in mei – ner Bibli othek , e in ruhiger , ernster Radikaler , kämpferisch ohne Haß , neug i erig auf der Su– che noch den Voraussetzungen des " neuen Mensch en " , der zum Überleben notwendig ist , Daß Krankheit nicht bloß dJe Fehlfunktion e i nes KHrpero rgans ist , sondern mit der Le benssi – tuation des Kranken eng zusam– menhängt , daß es für Menschen nicht genügt , wenn i hre Städte für sie technis ch per f ekte Auf – bewahrungsorte sind , die nicht Heima t werden kHnnen , daß di e ext r eme Put zmittelwerbung und - benutzu ng de~ Deutschen mit dem Nati onalsoz i a l ismus zu tun haben kan n , ode r genauer mit der Art , wie die Er e i gnisse dieser Jahre nicht wi rklich zu bewältigen versucht werden , daß die strenge Haltung gegenüber Straffälligen vie l mit den ei – genen innere n Kämpfen und me hr oder weniger erfolgreich ver – d rängten krim inellen Neigungen dP. r Verurteilten zu tun hat - das sind Themen de s Arztes Mitscherlich . Er hat dazu kei – ne abschließenden Theor i en , a ber genug zu sagen , um demje– nigen , der selber neugierig ist , e i nen Weg ?u zeigen , zu meh r Wis~en über die Hintergründe m~ns c hl i chen VerhalteAs , von Gruppen , Völkern oder Einzel – ne n . S;;, in wicht i gstes Werk zeug z,ur Ge wi nnung von Erken ntnissen Über me nschliches Verhalten und sei – ne Mo ti ve , war Sigmund Fr eu~s Psvchoan a! vs e . 0Jch Fr euds Leh - Mits cherlic hs Bücher s ind nicht für jer1e ge sc hri e ben , die ein f e t – tiges Sild de r Weit s u r. he n , um sich glaubend da r an zu klammern , sonde rn für jene , di e es ausha 1- ten können , ~ieles ni c ht zu wis– sen , ohne aber _damit zuf r iede n zu s ein . Für al l e , denen ande r Arbe i t für eine bessere Form men s chl i chen Zusammenlebens liegt , ist die Aus – e i nandersetzung mi t seinen Themen besonde r s wic h tig . Denn auch wenn es stimmt , daß i n vielen Gegende n der We lt ohne Kampf eine Wende zum Guten nicht möglich i st , ohne ~e hr Verstehen der Gründe , warum Men– sche n so han de ln , wi e sie es tun , und s ei es noch ~o abscheulich , wird uns kein mil itärische r Si eg eine soziale Gesellschaf t bringen . Zum Schluß einige Zitate aus Ale – xander Mit scherl i chs Büchern : R. K. ''Daß die Strafe als Abschreckung nicht weiterhilft , ist stati stisch seit eh und je be~iesen . Daß Stra– feals gesellschaftlich gebilligte Quälere i fortgesetzt wiTd , beweist unser enormes Rachebedürfnis für all die Entbehrungen , die wir , ohne vom Pfad de r Tugend abzuweichen , hinnehmen mußten •• ; A. M. , T o 1 eranz - Überp rü f ung e in es Begriffs , Frankfu rt / M. 1974 , S . 9:? "Di e z ah 11 osen Sch !'achten , di e wir in der 5Ghu l e zu memorieren hatten , st e ll ten eine Summier,1ng von ein– zelnen Tötungs- wnd ZErst.örungs – akt En ~ar . Im Bewußtsei n de r j ewe i – l ig Hand~ lnde n durften s ie nur d~ n As p ekt vo n MtJt , Tapf e r keit , Va te r – land s l iebe q ewi nnen . Wir wurd en ka um e nrRt l ich angeh a lt e n , un~ da – rn.i t ve rtraut zu machen , daß d oc h all d ieqe n TugendFn - wenn Uberh a upt Tole ran z e i nen Sinn hat - ~i e ~träf l ich sts al ler Tate n : Mo r d– abs i ch t und Mcrd u erknLlpft war und t lieb " . .!. . f•: ., T~.le ra r,, - Üb <.a· rprüfung r e •.J ar fLlr- ihn k<::i n Doqma , sondF.r,1 / • ~ • ~t · f eine s Begrif~ s , Frankfurt M. e ine Me th cd= , dur c, · r1 c , , 192s ra - 1 ; 7 C. ' s 70 ~ Q_E'_-n_._ C._E_r_ LJ_. c._" _h_r_r_. ;_i. _t _ n_a_·,.,_e __ r _ 7_u_ k_ a_m_rri_, o~ ~ - -------•-----------~

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